Taipeh - Taiwan hat laut einem Bericht der taiwanesischen Zeitung "China Times" mit der Stationierung von selbstentwickelten Marschflugkörpern begonnen. Die "Cruise Missiles" seien auf mobilen Startrampen auf der ganzen Insel stationiert worden, berichtete das Blatt in seiner Freitag-Ausgabe. Mit ihrer Reichweite von 1000 Kilometern könnten die "Hsiungfeng-2E" demnach militärische Ziele im Südosten Festland-Chinas treffen.

Nach Informationen der Zeitung arbeitet das Militärinstitut, das die Waffen entwickelt hat, bereits an einer neuen Version mit einer Reichweite von 2000 Kilometern. Das Verteidigungsministerium wollte sich zu den Informationen zunächst nicht äußern. Nach übereinstimmenden Berichten hatte Taiwan in diesem Jahr erstmals erfolgreich einen Marschflugkörper getestet. Nach Pentagon-Angaben hat Peking inzwischen bis zu 750 mobile Kurzstreckenraketen an der Straße von Formosa stationiert und rüstet jährlich weiter auf.

Der Volkskongress in Peking hatte im März ein "Antisezessionsgesetz" verabschiedet, das den Einsatz militärischer Gewalt gegen die Insel für den Fall einer Unabhängigkeitserklärung ermöglicht. Die Modernisierung der chinesischen Streitkräfte hat in ganz Asien zu einem Rüstungswettlauf geführt. Vor allem die südostasiatischen Länder fühlen sich bedroht. Der Streit um die Abgrenzung der Territorialgewässer und die Nutzungsrechte der maritimen Bodenschätze hat sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich verschärft. Das Konfliktpotenzial ist angesichts der wirtschaftlichen Aspekte beträchtlich. Peking, das sich nicht an UNO-Beschlüsse zum Raketen-Exportverbot und zur Nichtweiterverbreitung von Atomtechnologie hält, könnte sich nach Einschätzung westlicher Experten in der Lage sehen, ein umfassendes Aufrüstungsprogramm einzuleiten.

Die Volksrepublik China hat unter Berufung auf die UNO-Seerechtskonvention beschlossen, seine Seegrenzen auszudehnen. Peking beansprucht Inselgruppen wie die Spratlys oder die Paracel-Inseln, die teilweise bis zu 2000 Kilometer von ihrer Südküste entfernt sind. Mit der Errichtung militärischer Stützpunkte verstieß Peking gegen die Prinzipiendeklaration von Manila aus dem Jahr 1992 über die friedliche Streitbeilegung im Südchinesischen Meer. Das chinesische Verhalten hat Beunruhigung und Misstrauen bei den ASEAN-Staaten hervorgerufen. Mit Japan gibt es die Kontroverse um die Inselgruppe Senkaku (Diaoyu) im Ostchinesischen Meer. (APA)