Der "Will auch"-Effekt setzt mit Verzögerung ein.

Zu Recht: Denn wer das Handy im Fitnesscenter mitschleppt, ist schon suspekt - aber einer, der beim Workout eine Freisprecheinrichtung im Ohr trägt, wohl völlig plemplem. Sagen die iPod-Trainierer. Aber nur, bis sie merken, wie die individualbeschallungslose Plebs staunt. Weil die statt "Ringring" "Bummbumm" hört.

Und wenn (endlich) einer fragt, was das für ein Handy ist, ziehen auch iPödler die weißen Stöpsel aus den Ohren - und das ist genau, was Sony Ericsson will.

Foto: Sony Ericsson

Denn mit dem ab Mitte August verfügbaren W800i

wollen die Erfinder des Walkmans die Cool- und Lufthoheit von Apple in Sachen mobiler Musikdevices brechen. Darum statten sie das 500 Euro teure Gerät (so wie seinen kleinen Bruder W550i) mit einem MP3-Player aus, der den Namen "Walkman" tatsächlich verdient.

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DER STANDARD ließ am Wochenende das W800i dort gegen den iPod antreten,

wo es mitunter auch (entgegen allen Herstellerbeteuerungen) MP3-Playern wehtut: beim Querfeldeinlauf bei Regenwetter.

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Beim Sound kann Sony Ericsson mithalten:

Superlaut werden - ohne Downloads - auch iPods nicht. Allerding scheppern Handy-Ohrstöpsel bei "Mega-Bass" (einer der - leider nur - drei Equalizer-Einstellungen) deutlich früher als Apple-Knöpfe. Egal: Wer wirklich Musik hören will, kommt um echte Kopfhörer nirgendwo herum - und ab dann wird beim "harten" Bergab- oder Asphaltlauf auch nicht jeder Schritt zum Extra-"Bumm".

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Klar ist, dass der iPod mehr Musik fasst.

Aber die 512-MB-Karte des Sony Ericsson würde sogar für einen Marathon reichen - und die "Shuffle"-Funktion lässt hier wie daheim am Rechner angelegten Tracklisten immer anders daherkommen. Freilich hat, wer vom iPod-Rad verwöhnt ist, seine liebe Not, die am Handyrand positionierten Lautstärketasten (nicht nur unterwegs) zu bedienen. Außerdem hält der Sony-Akku deutlich weniger lang als der des iPod - auch wenn das höchstens bei Dreifach-Triathleten ins Gewicht fallen dürfte.

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Apropos Gewicht:

Die paar Gramm, die das W800i leichter ist als ein iPod mini, fallen auch unter "irrelevant" - was aber nett (oder beruhigend) ist, sind dann eben doch typische Handy-Features: Sollte auf verzweifelte Anrufe ("Ich will nicht bergauf nach Hause laufen, holt mich ab") niemand reagieren, kann man per Handy bequem einen Notruf absetzen, per - einprogrammiertem - SOS-Blinklicht der Kameraleuchte den Hubschrauber anlocken und die Rettung mit der Zwei-Megapixel-Kamera dokumentieren.

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Bliebe der "Will haben"-Faktor":

Den gab es beim iPod Anfangs auch. Aber wenn in ein paar Monaten die meisten Handys vollwertige MP3-Player sind, wird sich das erübrigt haben. Dann wird Apple das iPod-Handy vorstellen - und das Spiel geht von vorne los. (Thomas Rottenberg/DER STANDARD, Printausgabe, 9.8.2005)

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