Busenfreundinnen? Auf jeden Fall. Schließlich teilen sich Hedwig Rotter und Anne Wolf eine ganze Menge: Die Firma unter dem Namen Nono, was für "no nonsens" steht, zwei Brennöfen, ein Atelier samt Showroom in Ottakring, das Marketing, den Vertrieb und freilich auch die Teepausen. In denen kommt auch ihr Service "Busenfreundinnen" zum Einsatz. Zwei weiße, sehr weiblich geformte Schalen aus Porzellan, die im richtigen Abstand zueinander in einer Art Tischchen aus Acryl stecken.

Foto: Designer

Wolf (30) und Rotter (43) hauen mit ihren Produkten, allesamt aus den Bereichen Leuchten, Tableware und Accessoires, in eine Kerbe. Man könnte auch sagen, sie entwerfen für eine Nische, die von immer mehr - vor allem jungen - Designern gefüllt wird. "Es ist die wachsende Sehnsucht nach Individualität und Handarbeit, welche die Menschen zu unseren Dingen greifen lässt", so Hedwig Rotter über den Erfolg ihrer Kollektion, die vor allem in zahlreichen Museumsshops ihren Absatz findet. Individualität heißt das Pferd, auf das Rotter und Wolf setzen, und es galoppiert brav.

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"Ein beträchtlicher Teil unserer Entwürfe wird zu Geschenken. Vor allem ausländische Touristen erkundigen sich in den Shops oft nach österreichischem Design als Mitbringsel", erzählt Anne Wolf, Absolventin der Keramikklasse an der Kunstuniversität Linz, über das weitere Schicksal ihrer Objekte. Ein Traum für die beiden, die im August als Designer des Monats im MQ-Point des Museumsquartiers ihre Gadgets feilbieten, wäre ein eigener Shop in guter Lage. Auf dem Weg dorthin werken sie emsig an ihren Kleinserien weiter.

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Ob sie gut davon leben können? "Nun, es geht sich immer irgendwie aus", meinen die beiden, die nie ernsthaft ans Aufgeben dachten in einem Metier, in dem es vor Kopisten nur so wimmelt. "Dafür steckt viel zu viel Leidenschaft in unseren Objekten", so Hedwig Rotter, die bei Matteo Thun an der Wiener Angewandten studierte. Letztlich braucht man, und wegen dieser Behauptung werden die beiden Gestalterinnen kein bisschen pampig, ihre Objekte nicht unbedingt für die Bewältigung des Alltags. Dieser funktioniert auch ohne sie. Aber halt nicht so witzig. Rotter und Wolf verstehen sich als Produktgestalterinnen, die etwas verschönern wollen. Witz sollten ihre Gegenstände enthalten, kleine Geschichten erzählen und, wenn geht, Doppeldeutigkeit erkennen lassen.

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Zum Beispiel das kleine Frühstücksservice, bei dem der Eierbecher als Deckel für die Teetasse fungiert. Auf diese Art hält der Eierbecher den Kaffee warm, und umgekehrt. Oder die Gym-Edition: kleine, farbige Porzellanschalen, die Anleitungen zu allerlei Leibesübungen für die Zeit nach dem Völlern zeigen. Überhaupt sind Oberflächen den Damen von Nono besonders wichtig. Im Rahmen einer Vasenserie plagte beide der Gedanke, dass Porzellan niemals Transparenz, also Durchsicht auf Blumenstile, zulasse. Darum ließ man grob gesagt ein Loch in der Mitte, Blumenhälse finden Halt im oberen Teil und Durstlöschung im unteren Teil der Vase. Bekanntestes Objekt der beiden dürfte der Eierbecher "Wiesenglück" sein, ein quadratisches Stück Kunststoffrasen, auf dem das Frühstücksei Halt findet. Zweckmäßigkeit beim Morgenessen bringt eine so genannte Wendetasse, die als Kaffeetasse oder auf den Kopf gestellt als Mokkatasse funktioniert.

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Egal, welches Objekt man aus dem Hause Nono anführt, fast immer gibt es dieses Stückchen Mehr im Vergleich zu den kleinen, herkömmlichen Begleitern des Alltags zu finden. Ob man über die Produktwelt von Nono nun schmunzelt oder den Kopf schüttelt, auf jeden Fall strafen die beiden Gestalterinnen all jene Lügen, die meinen, heutzutage habe jeder eh schon alles.
www.nono.at

(maik/Der Standard/rondo/05/08/2005)

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