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Weiler - Die kleine Rheintalgemeinde Weiler, knapp zehn Kilometer von Feldkirch entfernt, ist ein Dorf wie viele andere: 1800 Menschen, Kirche, Schule, Landwirtschaft, ein paar Gewerbe- und Industriebetriebe am Ortsrand. Überraschungen birgt die Gemeindestube. Dort übernimmt mit Mechtild Bawart nach der Stichwahl vom vergangenen Sonntag eine Frau das Management. Der weibliche Sprung an die Macht war ein exakt geplanter. Vor zehn Jahren tat sich im Dorf geradezu Revolutionäres. Frauen hatten es satt, Stimmvolk zu spielen und gründeten eine eigen Frauenliste. Und erreichten prompt ein Mandat, nach fünf Jahren hatten sich die Frauen ihren Platz auf der Einheitsliste des Bürgermeisters erobert. Mechtild Bawart hatte die aktive Beteiligung der Frauen an der Gemeindepolitik erreicht. Die Irritation der Männer war perfekt, als sich die Frauen nicht mit Familien- und Sozialpolitik abspeisen ließen. „Ja, was tust denn du im Bauauschuss?“, die Frage, die sie zu Beginn so oft gehört habe, getraue sich nach zehn Jahren keiner mehr zu stellen, lacht die neue Bürgermeisterin. Die Akzeptanz habe sie sich aber durch stete Arbeit konsequent erkämpfen müssen. Nach einem Jahrzehnt weiblicher Präsenz im Männergeschäft Kommunalpolitik haben sich, atmet Bawart auf, auch die Umgangsformen von patriarchaler Missachtung zu gegenseitigem Respekt gewandelt. An die Spitze wollte Gemeindechef Rudolf Boss (VP) die Frauen aber nicht lassen. Für seine Parteikollegin Bawart gabe es für die Wahl am 2. April keinen vorderen Listenplatz. Die Lehrerin und dreifache Mutter gründete ihre eigene, „Offene Liste“ und erreichte sechs von 18 Mandaten. Bei der Bürgermeister-Direktwahl musste sich Boss der Herausfordern in zwei Durchgängen geschlagen geben. Mechtild Bawart will nun einen neuen Stil in die Gemeindepolitik bringen. „Die Öffentlichkeitsarbeit wird einer meiner Schwerpunkte sein.“ Denn nur informierte Bürgerinnen und Bürger könne man zur aktiven Mitarbeiter motivieren. Jutta Berger