Handbuch zur Qualitätssicherung unter Gender-Aspekten
Die Salzburger Sozialwissenschafterin, Erwachsenenbildnerin und Projektmanagerin Anna Stiftinger hat im Auftrag des Büros für Frauenfragen und Chancengleichheit des Landes Salzburg, des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur, der Abteilung JUFF-Frauenreferat des Amtes der Tiroler Landesregierung, des Frauenreferats der Vorarlberger Landesregierung und der Frauenabteilung der Stadt Wien eine Broschüre erstellt, die sich als Handbuch zur Qualitätssicherung in der Erwachsenenbildung versteht und alle relevanten Fragen und Erfahrungen zu geschlechtergerechter Didaktik in der IKT-Weiterbildung erörtert.
Geschlechtergerechte Didaktik hat zum Ziel, Gleichstellungsziele auch in der koedukativen Bildung umzusetzen. Werden Lerninteressen und Lernbedürfnisse von Frauen und Männern, also von allen Menschen, berücksichtigt, können sich alle Teilnehmenden gleichberechtigt in den Lernprozess einbringen. Qualitätssicherung in der IKT-Weiterbildung ist demnach damit verknüpft, ein positives Lernklima für Teilnehmerinnen und Teilnehmer gleichermaßen zu schaffen.
Forschungsergebnisse und Bildungsarbeit-Erfahrungen verknüpft
Zielgruppe der Broschüre sind Trägerinnen und Träger von IKT-(Weiter-)Bildungsangeboten der Erwachsenenbildung, Ausbildungsverantwortliche und das gesamte Bildungspersonal, welches IKT-Lernende begleitet oder instruiert. Es werden Differenzen sichtbar gemacht, Hintergrundinformationen geboten und Anregungen gegeben, wie der Blick auf beide Geschlechter geöffnet werden kann und damit der Handlungsspielraum in Richtung Gender-Sensibilität erweitert wird.
In der vorliegenden Broschüre sind Forschungsergebnisse, Erfahrungen aus zahlreichen Frauenbildungs-, Evaluierungs- und Sensibilisierungsprojekten enthalten und es fließen Erfahrungen aus der Bildungsarbeit sowie aus dem Austausch und der Vernetzung mit Fachfrauen und -männern ein. Im ersten Teil werden Hintergrundinformationen zum Thema Gender und IKT sowie theoretische Modelle zur Erklärung des Gender Gaps gegeben und geschlechtsspezifische Unterschiede in den Lernkulturen herausgearbeitet. In der Folge wird das Konzept des "lebenslangen Lernens" und die sich daraus ergebenden Anforderungen an die Lernenden und an das pädagogische Personal beschrieben. Der mittlere Teil widmet sich jenen Dimensionen, die auf dem Weg zu einer geschlechtergerechten Didaktik notwendig sind. Darin finden sich Kriterien für die praktische Umsetzung für die Bereiche Inhalt, methodische Umsetzung, Rahmenbedingungen, Sprachgebrauch und Evaluierung. Der letzte Teil enthält Literaturhinweise zum Weiterlesen und Web-Links zu bestehenden Einrichtungen, Kriterienlisten und Materialien. Im Text finden sich "Geschichten" von Frau Emma und Frau Bode, die beispielhaft für Erfahrungen von Frauen in IKT-Bildungsangeboten stehen. Sie sollen als Beispiele dafür dienen, wie positive Lernerfahrungen von Frauen aussehen können.
Gestaltung von Bildungsangeboten nach Gender Mainstreaming
"In den vergangenen zehn Jahren hat uns das Thema 'Frauen und neue Informations- und Kommunikationstechnologien' anhaltend beschäftigt. Wir haben offensiv – und auch lustvoll – zahlreiche Initiativen gesetzt, um Barrieren abzubauen und Frauen unterschiedlicher Vorbildung Zugänge zu EDV-Kompetenz und Internet zu vermitteln", so die Frauenbeauftragte Romana Rotschopf. Dies habe nicht nur positive Auswirkungen für die Lebensgestaltung der Frauen gezeigt, sondern erhöhte auch ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Überall dort, wo spezielle Kurse und Fortbildungsangebote für Mädchen und Frauen stattfinden, gebe es beeindruckende und erfolgreiche Ergebnisse. "Damit diese Erfolge im gleichen Ausmaß in koedukativen Angeboten möglich werden, gilt es, die Lern- und Lehrangebote von der Planung bis hin zur Umsetzung neu zu überdenken und um den Geschlechterblick anzureichern. Diese Broschüre ist ein wichtiger Markstein auf dem Weg zu einer geschlechtergerechten Didaktik in der IKT-Weiterbildung. Wir sind überzeugt, dass Entscheidungsträger/innen und Fachkräfte dadurch zusätzlich Motivation bekommen, ihre Bildungsangebote im Sinne des Gender Mainstreaming zu gestalten", so Rotschopf abschließend. (red)