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Misslungene Sprengung des Bankomaten in der Sparkasse in Hermagor

Foto: APA/ G.Eggen

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Orte der Bankomat-Sprengungen in Österreich

Grafik: APA/ M. Karoly
Klagenfurt/Wien – "Nachdem sie das Gas-Sauerstoff-Gemisch eingeleitet hatten, brachten sie es mit einem handelsüblichen Schweizerkracher, der mit einer Autobatterie gezündet wurde, zur Explosion." Erich Zwettler vom Bundeskriminalamt (BK) schildert recht emotionslos, wie es die Bankomatsprengerbande geschafft hat, sechs Geldausgabeautomaten in die Luft zu jagen. Ihre Erfahrung wird die laut Zwettler "wahnsinnig gut organisierte" Truppe einige Zeit nicht mehr nutzen können: vier mutmaßliche Haupttäter sind in Haft, ein fünfter auf der Flucht.

Auf die Spur war die Exekutive den vier Männern und einer Frau schon am 28. Mai gekommen. Damals verhaftete eine Gendarmeriestreife im Tiroler Schwaz drei Männer, die in einem Autohaus ein Fahrzeug stehlen und mit ebenso gestohlenen Nummerntafeln versehen wollten.

Bankomaten mit Gas befüllt

Ein Vorgehen, das zum Modus operandi der Bankomat- sprenger passte. Zuerst wurde das Fluchtfahrzeug gestohlen, dann die Gasflaschen und schließlich in Bankfoyers die Automaten mit dem Gas befüllt, abgedichtet und gesprengt. Eine Verbindung zu den Delikten konnte den vorbestraften Italienern anfangs aber nicht nachgewiesen werden. Erst eine genauere Auswertung der in den Bankfoyers und Fluchtfahrzeugen hinterlassenen Spuren ergab Treffer.

Die Ermittler wussten allerdings aufgrund der DNA-Spuren und der Bilder aus den Überwachungskameras, dass zumindest eine Frau an den Überfällen beteiligt war. Die als gefährlich eingeschätzt wurde, trug sie doch bei zumindest einem Einbruch ein Kalaschnikow-Sturmgewehr.

Konflikte innerhalb der Bande

Mit einem "gelungenen Beispiel nationaler und internationaler Polizeikooperation", wie BK-Chef Herwig Haidinger betont, gelang es die Verdächtige auszuforschen. Sie war die Frau eines der in Tirol verhafteten Männer. Freitagmorgen wurde sie von der italienischen Polizei in einem Haus bei Udine festgenommen. Gemeinsam mit ihrem Mann gilt sie als Anführerin der Bande– die sich in der Vergangenheit nicht immer einig war: Zwei der Verdächtigen wurden schon einmal wegen Mordversuchs an einem nunmehrigen Mitglied der Gruppe verurteilt.

Auch in Italien, wo in den vergangenen Jahren rund 300 Bankomaten gesprengt worden sind, sollen die Verdächtigen aktiv gewesen sein: Die Beute aus 25 Delikten soll auf ihr Konto geflossen sein. Zumindest in Österreich wird der Trick aber nicht mehr so leicht funktionieren: Die neueste Gerätegeneration ist stabiler oder enthält Farbpatronen, die das Geld bei gewaltsamem Öffnen unbrauchbar machen. (Michael Möseneder, DER STANDARD Printausgabe, 30./31.07.2005)