Wien - Anlässlich des 15. Todestages von Bruno Kreisky am 29. Juli würdigt SP-Chef Alfred Gusenbauer den SP-Bundeskanzler als "großen Visionär und Kämpfer für sozialdemokratische Grundsätze". Wie kaum ein anderer habe Kreisky die Geschicke Österreichs geprägt - und das "Vermächtnis" Kreiskys sei "hochaktuell", meinte Gusenbauer am Donnerstag in einer Aussendung. So könne Kreiskys Warnung vor der Arbeitslosigkeit "nicht ernst genug genommen werden".

Auch in der Bildungspolitik habe Kreisky Meilensteine gesetzt, meinte Gusenbauer mit Blick auf die Abschaffung der Studiengebühren, die Schülerfreifahrt, die Schulbuchaktion und die Schülerbeihilfen. Außerdem habe Österreich den Kreisky-Regierungen die Fristenlösung, die rechtliche Gleichstellung der Frau, den Mutter-Kind-Pass, die Mitbestimmung an Schulen und Universitäten, sowie die 40-Stunden-Woche und den Zivildienst zu verdanken, so Gusenbauer.

Ehrenvorsitz aus Protest zurück gelegt

Kreisky starb am 29. Juli 1990 79-jährig im Lainzer Krankenhaus in Wien. Sieben Jahre zuvor war er als Regierungschef zurückgetreten, nachdem die SPÖ bei der Nationalratswahl im April 1983 die absolute Mehrheit verloren hatte. Den Ehrenvorsitz der Partei legte Kreisky 1986 zurück - aus Protest gegen die Bestellung des früheren Sekretärs seines Intimfeindes Hannes Androsch, Franz Vranitzky, zum SP-Chef und Bundeskanzler.

Mit fast 13 Jahren war Kreisky der längst dienende Bundeskanzler der zweiten Republik und der einzige Chef einer SP-Alleinregierung: Nach einer kurzlebigen, von der FPÖ gestützten SP-Minderheitsregierung im Jahr 1970 regierte er zwölf Jahre lang mit absoluter Mehrheit.

Fischer: "Großer Modernisierer"

Bundespräsident Heinz Fischer würdigt den morgen vor 15 Jahren verstorbenen langjährigen Bundeskanzler Bruno Kreisky als "großen Modernisierer Österreichs". Kreisky habe in den 13 Jahren seiner Kanzlerschaft einen wichtigen Beitrag zur Europareife Österreichs geleistet, so Fischer in einer Aussendung am Donnerstag. Außerdem habe Kreisky zur Demokratisierung vieler Lebensbereiche beigetragen und Chancengleichheit in vielen Bereichen - unter anderem im Bereich der Bildungspolitik - herbeigeführt.

Österreich sei unter Bruno Kreisky liberaler und offener geworden und er habe bereits in den 70er Jahren vor der "Geißel der Arbeitslosigkeit" gewarnt und entsprechende Maßnahmen gesetzt, so Fischer, der unter Kreisky unter anderem geschäftsführender Klubobmann der SPÖ gewesen war. Außerdem verweist Fischer auf Kreiskys Rolle "als international anerkannter Staatsmann". Er habe vor allem in der Nahost-Politik als Bundeskanzler eines neutralen Landes große Anstrengungen unternommen, um zu vermitteln und gerechte Lösungen herbeizuführen. (APA)