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Edmond Farhat

foto: apa/VATIKAN
Kirchenpolitisch gesehen wird Edmond Farhat als neuer Apostolischer Nuntius in Österreich ein sozusagen aufgeräumtes Land übernehmen. In den Diözesen Vorarlberg und Oberösterreich sind neue Bischöfe am Werk - die Bischofsriege ist somit komplett. Und die Affäre rund um Kardinal Hans Hermann Groer und jene aus jüngerer Zeit um den jetzigen St. Pöltener Altbischof Kurt Krenn wurden zu traurigen Kapiteln der heimischen Kirchengeschichte. Also eine gute Zeit für einen neuen Nuntius in Österreich.

Für Edmond Farhat wird es allemal ein ruhiges Betätigungsfeld sein, hatte ihn doch der Vatikan schon an einen echten weltpolitischen Krisenherd entsandt. Von 1989 bis 1995 war er, in der "heißen Periode" des islamischen Terrors des FIS ("Front Islamique du Salut"), in Algier Nuntius. Er war auch wesentlich daran beteiligt, dass es zur vollen Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Libyen Gaddafis kam.

Algier war nur eine Station von vielen, auf die der am 20. Mai 1933 in Ain Kfaa (Libanon) Geborene in seiner Laufbahn verweisen kann. 1959 hat ihn der damalige maronitische Patriarch von Antiochien zum Priester geweiht. 1989 kam er in den diplomatischen Dienst des Vatikans und wurde zum Titularerzbischof von Joubail ernannt. Die Liste der Länder, in denen Farhat Rom vertrat, reicht von Tunesien, Slowenien und Mazedonien über die Türkei, wo er zuletzt Nuntius war.

In Wien wird Farhat, der im Übrigen gut deutsch spricht, den deutschen Erzbischof Georg Zur ablösen, der im Februar die Altersgrenze von 75 Jahren erreicht hat. Sein Beglaubigungsschreiben wird er voraussichtlich Anfang Oktober Bundespräsident Heinz Fischer überreichen. Bis dahin bleibt Zur im Amt. Spannend wird sein, wie Farhat die Nuntiatur führen wird. Denn im Umgang mit Öffentlichkeit und Medien sind beide völlig unterschiedlicher Meinung. Zur hat, wird kolportiert, noch nie ein Interview gegeben. Zurückhaltung in der Öffentlichkeit war sein oberstes Gebot.

Farhat scheut diesen Weg nicht. Er findet deutliche Worte, seine Botschaft mediengerecht unterzubringen. 1997 prangerte er etwa die Gleichgültigkeit der Welt gegenüber der Katastrophe in Algerien an. "Jeden Tag werden in Algerien Menschen ermordet und die Welt schaut zu, als wäre das eine unvermeidbare Fatalität", sagte er. Der Türkei warf er im Juni vor, Christen an der freien Ausübung ihres Glaubens zu hindern.

Dass er sich in Österreich öffentlich zu Wort melden wird, scheint sicher. Ob auch in heiklen Fragen der katholischen Kirche, ist jedoch offen. Eine Gelegenheit wäre die nächste Kirchenaustrittsstatistik. Krenn und Co werden da im Falle einer neuerlichen Austrittswelle alleine nicht mehr als Schuldige taugen. (DER STANDARD, Printausgabe, 27.07.2005)