Wien - Vor steigender sozialer Isolation und Aggression bei ausländischen Jugendlichen in Österreich hat am Montag Bülent Öztoplu vom Wiener Integrationsverein Echo gewarnt. "Natürlich steigt auch der Einfluss von Fundamentalismus und von Nationalismen von Minderheiten", sagte er am Montag. Dennoch glaubt Öztoplu nicht an eine akute Terrorgefahr in Österreich.

"Ich kann mir nicht vorstellen, dass es hier zu ähnlichen Aktionen kommen kann", betonte er: "Die soziale Stimmung ist nicht so, dass jederzeit etwas ausbrechen kann." Österreich sei kleiner und der Wohlstand höher als in anderen Ländern. Außerdem, so Öztoplu: "Die Konflikte werden weniger gewalttätig ausgetragen." Andererseits könne heute wohl in keinem Land der Welt ausgeschlossen werden, dass Einzelpersonen doch noch Gewaltaktionen starten könnten.

Zuwanderergeneration

Öztoplu sprach sich dafür aus, die Demokratie in Österreich mit rechtsstaatlichen Mitteln gemeinsam abzusichern. Für fundamentalistische Strömungen hat er wenig übrig. "Ich bin der Meinung, man soll wenig tolerieren, dass man unsere Demokratie ausnützt", betonte er.

Für die Jugendlichen der zweiten und dritten Zuwanderergeneration müsse präventiv viel getan werden. Öztoplu forderte einen verstärkten Einsatz im Bildungsbereich und die Schaffung sozialer Aufstiegschancen etwas durch die Öffnung des öffentlichen Dienstes für Migranten. Außerdem: "Wir müssen für Migranten europäische Vorbilder aufbauen, damit sie sich für europäische Werte einsetzen."

Soziale Isolierung

Auch in Wien laufe im Integrationsbereich nicht alles glatt, auch wenn die Politik das nicht akzeptieren wolle. "Das Desinteresse und die soziale Isolierung steigt, aber die Politiker sagen, Wien ist anders", so Öztoplu. Es gehe darum, Probleme offen anzusprechen, bevor sie immer größer würden, statt nur auf Wählerstimmen zu schielen.

Der Jugend-, Kultur- und Integrationsverein Echo, in dem Öztoplu als Geschäftsführer fungiert, dient seit mehr als zehn Jahren als Plattform für Jugendliche mit Migrationshintergrund. Seit Jahresbeginn bekommt er von der Stadt Wien keine Subventionen mehr, die Arbeit wird aber - eingeschränkt und auf ehrenamtlicher Basis - weitergeführt. (APA)