London - Mehr als 230 Angehörige der Opfer der Londoner Anschläge vom 7. Juli und Überlebende haben am Sonntag die vier Orte des Grauens besucht. Viele der Trauernden und Betroffenen weinten und mussten von Freunden oder Verwandten getröstet werden, als sie die Anschlagsorte in den drei U-Bahn-Stationen und am Tavistock Square besuchten, wo ein Attentäter sich in einem Bus in die Luft gesprengt hatte.

Zuvor nutzten sie die Gelegenheit, anwesenden Ermittlern ihre Fragen zu stellen. Mitarbeiter von Scotland Yard sprachen über die inzwischen gewonnenen Erkenntnisse und gaben Einblicke in ihre Ermittlungen.

Der 28-jährige Richard Deer gedachte seiner ein Jahr älteren polnischen Freundin Karolina, die durch den Selbstmordanschlag auf eine U-Bahn zwischen Russell Square und King's Cross ums Leben gekommen war. Auf einer Karte, die Deer neben einem Strauß Blumen ablegte, stand geschrieben: "Was uns vereinte, war unbeschreiblich und so besonders. Ich liebe Dich, Karolina, und ich weiß, dass Du mir immer noch nahe bist."

Trotz eines gebrochenen Halswirbels und einer Wunde im Oberschenkel kam die Australierin Louise Barry zum Tavistock Square, wo sie das Attentat auf den Bus überlebt hatte. Vier junge Frauen, die mit einem getöteten US-Vietnamesen befreundet gewesen waren, trugen sich in ein Kondolenzbuch ein und zündeten Kerzen an.

Das Gedenken sei sehr gefühlvoll verlaufen, aber sie hoffe, dass es den Betroffenen weiterhelfe, sagte eine Vertreterin des Psychologischen Polizeidienstes. In den U-Bahnhöfen Edgware Road und Aldgate wurden die Angehörigen von Opfern einzeln auf den Bahnsteig geführt, um der Toten zu gedenken. Bei den Anschlägen am 7. Juli waren insgesamt 56 Menschen getötet und rund 700 weitere Menschen verletzt worden. (APA)