Wien - Die in der neu gebildeten libanesischen Regierung vertretene schiitische Hisbollah ("Partei Gottes"), die im Widerstand gegen die israelische Südlibanon-Okkupation entstanden war und nach wie vor auf der US-Terrorliste einen prominenten Platz einnimmt, hat sich ohne Wenn und Aber von den Londoner Anschlägen distanziert. Die Verteidigung des eigenen Territoriums auch mit Mitteln der Gewalt sei erlaubt, jeder Angriff auf Schuldlose sei hingegen "haram", also im Widerspruch zu den religiösen Gesetzen des Islam, erklärte Hisbollah-Generalsekretär Scheich Hassan Nasrallah in einem ORF-Exklusivinterview für die Fernsehsendung "Orientierung" vom Sonntag. Es handelte sich dabei um das nach langer Zeit erste Interview mit einer Medienanstalt eines nichtislamischen Landes. Die Hisbollah entstand 1982 mit iranischer Unterstützung. Nasrallah, der 1960 in Beirut geboren wurde und an der schiitischen theologischen Hochschule von Najaf im Irak studierte, ist seit 1992 Generalsekretär. Im neuen Parlament in Beirut ist sie durch 14 (von insgesamt 28) Abgeordnete vertreten, welche zusammen mit jenen der Amal-Bewegung die 35-köpfige Schiiten-Fraktion bilden. Das Ziel der Hisbollah, die ausländische Okkupation zu beenden, wurde mit dem Rückzug Israels aus dem Südlibanon nach einem jahrzehntelangen Zermürbungskrieg im Mai 2000 erreicht. (APA)