Brasilia/London - Die Erschießung eines unschuldigen Brasilianers durch Antiterrorkräfte in einer U-Bahnstation in London hat die Regierung in Brasilien "schockiert". "Wir sind schockiert und perplex", heißt es einer am Samstag in Brasilia veröffentlichten Erklärung von Außenminister Celso Amorim. Die Regierung in Brasilien warte auf die Erklärungen der britischen Behörden "zu den Umständen, die zu dieser Tragödie geführt haben". Der Familie des Opfers, des 27-Jährigen, übermittle man innigstes Beileid.

Brasilia betonte außerdem, das südamerikanische Land habe "immer alle Formen von Terrorismus verurteilt". Man habe sich immer bereit gezeigt, zur Ausmerzung dieser Geißel im Rahmen der internationalen Regeln und der Respektierung der Menschenrechte beizutragen".

Angehöriger: "Kein Grund, vor Polizei wegzulaufen"

Ein Cousin des Opfers sagte im Gespräch mit dem brasilianischen Fernsehnachrichtensender Globonews aus London, sein Cousin habe nichts zu verstecken und auch "keinen einzigen Grund gehabt, vor der Polizei wegzulaufen". Menezes habe seit drei Jahren legal in Großbritannien gelebt und sei gerade auf dem Weg zu seiner Arbeit als Elektriker gewesen, als die Polizei in erschoss. Die Hinterbliebenen wünschten sich, dass seine Leiche so schnell wie möglich zur Beisetzung nach Brasilien gebracht werde, sagte der Cousin.

Treffen mit Straw

Außenminister Amorim, der unterdessen am Samstag Richtung London abflog, um an Gespräche über Reformen der Vereinten Nationen teilzunehmen, will nun nach Angaben aus Brasilia wegen des Zwischenfalles auch seinen britischen Kollegen Jack Straw treffen. (APA/dpa/AFP)