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...Es ist eine Art Probespiel zur Kulturtauglichkeit des Standortes, denn statt des Spitals soll dort bald das neue Linzer Musiktheater stehen.


Linz - Vivian Bearing hat Krebs im Endstadium. Zur Chemotherapie kommt sie ins Linzer Unfallkrankenhaus (UKH). Nicht in das neue UKH, das erst vor zwei Wochen eröffnet wurde. In das alte, leer stehende Spital wird sie eingewiesen. Die "morbide Atmosphäre eines zum Abriss bestimmten Spitals" spiegle viel besser die Lebenssituation der todkranken Frau wider, heißt es in dem Aufnahmebogen. Dieser wurde freilich nicht von einem Mediziner, sondern von der Künstlerin Heidelinde Leutgöb ausgefüllt. Sie führt Regie in dem Stück "wit" von Margaret Edson, das heute, Samstag, im alten UKH Premiere hat.

Im Rettungssaal des 54 Jahre alten Spitals wird der letzte Lebensabschnitt der 55-jährigen Literaturprofessorin Vivien Bearnig dargestellt. Es ist des erste Mal, dass die Sommertheatertage nicht im Mühlviertler Leopoldschlag stattfinden.

1999 gründeten Heidelinde Leutgöb und der Schauspieler Alfred Rauch diese Theatertage. Für ihr Engagement erhielten sie den Bühnenkunstpreis 2002 des Landes Oberösterreich. Dominierender Faktor der Inszenierungen ist die Lebensnähe zu Österreich, dem Mühlviertel und seinen Menschen. So standen bisher ausschließlich Stücke heimischer Autoren auf dem Programm. Kleinere Rollen übernahmen Interessierte aus dem Ort.

Authentizität bestimmt

In diesem Jahr machen die beiden Künstler eine Ausnahme, Authentizität bleibt aber das bestimmende Element der Aufführung "wit" (englisch für Geist, Esprit, Witz). Das UKH biete die "einzigartige Möglichkeit, die Fiktion des Stückes mit der Realität eines Spitals zu verquicken". Und diese einmalige Gelegenheit nutzten Leutgöb und Rausch.

Denn im nächsten Jahr wird das Spital nicht mehr stehen. Im Herbst soll mit dem Abriss begonnen werden. Die Sommertheatertage, die bis zum 7. August dauern, sind aber zugleich auch ein Testlauf für die Zukunft in der designierten Kulturhauptstadt. Denn auf dem ehemaligen Krankenhausareal, der so genannten Blumau, mitten in Linz wird das neue Landesmusiktheater gebaut.

Parallel zu den Aufführungen läuft im Wartebereich des ausgedienten UKH die Ausstellung "Schönheit der Krebsforschung". Gezeigt werden dabei ganz spezielle Bilder aus der Wissenschaft: Mittels Spezialmikroskop und einer fluoreszierenden Flüssigkeit werden Krebszellen sichtbar gemacht. Ziel sei es - so die Veranstalter - dem Besucher Einblick in die "geheimnisvolle Schönheit im Zerstörerischen" zu ermöglichen. (DER STANDARD-Printausgabe, 23./24.07.2005)