Zeit drängt
Die Zeit drängt, denn erfolgen HV-Beschluss und Eintragung im Firmenbuch nicht mehr im August, läuft Siemens die Zeit davon und für den soeben um 65 Euro je Aktie übernommenen Anlagenbaukonzern müsste ein Zwischenabschluss erstellt werden, was den Abspaltungs-und Zwangsabfindungsprozess der widerspenstigen Kleinanleger um gut sechs Monate verzögern würde.
Allzu große Chancen auf Nachbesserung haben sie ohnehin nicht - obwohl eine Anfechtung neuerdings auch dann möglich ist, wenn man weniger als ein Prozent Tech-Aktien (oder im Wert von 70.000 Euro) besitzt. Denn erstens liegt der Kaufpreis deutlich über dem Durchschnittskurs der letzten sechs Monate ab Ankündigung der Übernahme, und zweitens beziffert auch ein von Ernst & Young erstelltes Bewertungsgutachten den fairen Wert mit 60 bis 63 Euro. Spaltungsprüfer ist übrigens die KPMG, bis zum Vorjahr Wirtschaftsprüfer der VA Tech.
Keine Änderung beim Preis
Dass der in den vergangenen fünf Jahren arg gebeutelte Linzer Anlagenbaukonzern dank exponentiell gestiegener Nachfrage nach Anlagen zur Stahlerzeugung bereits zur Halbzeit des Geschäftsjahres über 70 Prozent seines Umsatzes im Kasten hat, ist sozusagen Pech. Weil dies im Prinzip nur deshalb so deutlich sichtbar ist, weil die Übernahme wegen der Fusionskontrolle im Brüssel mehr als ein halbes Jahr gedauert hat. Am Preis dürfte sich also nichts mehr ändern, auch wenn bei der HV Widerspruch eingelegt wird.
Der Auftragspolster des mittlerweile nach Erlangen durchgeschalteten Industrieanlagenbaus VAI in Linz ist übrigens erneut dicker geworden. Nach fast achtjähriger Flaute wurde von einem europäischen Stahlkocher erstmals wieder eine Warmwalzstraße geordert. Die insgesamt 338 Mio. Euro schwere Anlage geht zu Mittal in Polen, davon 270 Mio. Euro Auftragswert bei VAI.