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Foto: APA/Gindl
Paris/Wien - Der viertgrößte österreichische Mobilfunkbetreiber tele.ring hat trotz der aktuellen Verkaufspläne seiner Eigentümer im ersten Halbjahr 2005 weiter kräftig zugelegt. Wie Unternehmenschef Michael Krammer erklärte, stieg die Kundenzahl insgesamt in den vergangenen sechs Monaten um knapp 50.000 auf 1,079 Millionen an. "Die Verkaufsdebatte hat uns nicht geschadet", meinte Krammer in einem Hintergrundgespräch.

Hatte es vor zehn Tagen noch geheißen, dass der Verkauf praktisch vor dem Abschluss stehe, wollte Krammer diese Woche keine Einschätzung mehr abgeben, wann der Veräußerungsprozess abgeschlossen werde. "Möglich, dass es noch rasch geht, möglich aber auch, dass es noch lange dauert", meinte der tele.ring-Chef unter Verweis auf den Eigentümer Western Wireless.

Die Verhandler

Der US-Telefonkonzern Western Wireless, der selbst an den Konkurrenten Alltel verkauft wurde und deshalb seine Auslandsbeteiligungen abstoßen will, verhandelt wie berichtet derzeit nur noch mit einem Bieter, nämlich der internationalen Fondsgesellschaft Permira. Zuvor hatte sich nach dem holländischen Telekombetreiber KPN und der Deutschen Telekom-Tochter T-Mobile auch der drittgrößte Betreiber One aus dem Bieterverfahren zurückgezogen.

Grund für den Rückzug der tele.ring-Interessenten sei "eindeutig" die angekündigte Handymastensteuer in Niederösterreich gewesen, bekräftigte Krammer seine Sicht. Im schlimmsten Fall, wenn die Steuer auf ganz Österreich ausgedehnt würde, würden die Zusatzbelastungen rund die Hälfte des operativen Gewinns (EBITDA) der tele.ring ausmachen. Auch wenn die Steuer "vom Verfassungsgericht wahrscheinlich in einigen Jahren gekippt" werde, habe sie die Investoren "verunsichert und verschreckt", erklärte der tele.ring-Chef.

Ob angesichts dessen der Verkaufsprozess überhaupt verschoben werden könnte, wollte Krammer nicht kommentieren. Zitat: "Das sind Überlegungen, die der Eigentümer treffen muss." Auch zu Spekulationen, wonach tele.ring vor einer Veräußerung nun selbst den Konkurrenten One übernehmen könnte, gibt sich Krammer zurückhaltend. "Wenn Eigentümer anderer Mitbewerber verkaufen wollen, werden wir uns damit auseinander setzen. Aus heutiger Sicht besteht für tele.ring aber keine Notwendigkeit für Zukäufe", betonte er.

Der Hintergrund

Medien hatten berichtet, dass eine Fusion von tele.ring und One bis zu 700 Arbeitsplätze kosten könnte. Krammer hält dem entgegen, dass ein Mitarbeiterabbau bei tele.ring "derzeit kein Thema" sei. Seit Start der Werbekampagne "Weg mit dem Speck" habe tele.ring den Personalstand um 15 Prozent auf 570 Mitarbeiter erhöht. In nächster Zeit könnte der Mitarbeiterstand noch weiter ausgebaut werden, betonte Krammer.

Hintergrund für die mögliche Personalaufstockung ist der geplante Einstieg von tele.ring ins Datengeschäft im kommenden Jahr. Mit dem für das zweite Quartal 2006 angepeilte Start der UMTS-Nachfolgetechnologie HSDPA will auch tele.ring Datenkarten für das Notebook anbieten. Bisher hat sich der Low-Cost-Mobilfunker aus dem Mobilfunkgeschäft herausgehalten. tele.ring wird sich bei den Preisen für seine HSDPA-Datendienste bei einem Download-Volumen von 200 bis 500 Megabyte an den ADSL-Tarif orientieren, so Krammer.

In UMTS habe tele.ring vor allem investiert, weil man dadurch die Kosten für Sprachtelefonie in den Ballungszentren gesenkt habe. Durch HSDPA würden die Kosten noch weiter gesenkt und die Übertragungsgeschwindigkeit im Vergleich zu UMTS von 384 Kilobit auf 1,8 Kilobit pro Sekunde erhöht. Erst dadurch werde mobiles Internet für die ADSL-Angebote im Festnetz zu einer echten Konkurrenz, meinte der tele.ring-Chef.

Edge zusätzlich zu UMTS

Abseits der Ballungszentren überlegt das Unternehmen auch die UMTS-Vorstufe EDGE einzuführen. "Spruchreif ist da aber noch nichts", so Krammer.

Lieferant für den Netzausbau von tele.ring ist Alcatel. Die Kosten für UMTS beziffert tele.ring mit einem dreistelligen Mio. Euro-Betrag. Für die HSDPA-Erweiterung, im Wesentlichen ein Software-Update kommt noch einmal ein einstelliger Millionen-Betrag dazu. Die Datenkarten wird tele.ring von der US-Firma Novatel beziehen. Novatel will die ersten HSDPA-Karten bereits im vierten Quartal dieses Jahres ausliefern. (APA)