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Permier Recep Tayyip Erdogan.

Foto: AP/Burhan Ozbilici
Bagdad/Istanbul - "Viel mehr können wir nicht mehr ertragen", sagte der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan der türkischen Zeitung Hürriyet vom Mittwoch. Die Türkei werde nicht mehr lange mit der angedrohten Militärintervention in Nordirak warten. "Wenn es nötig ist, marschieren wir ein", titelten türkische Zeitungen.

Die Gewaltaktionen wie der Terroranschlag vergangene Woche und die Zusammenstöße zwischen der türkischen Armee und der PKK würden vom Nordirak aus gesteuert, wo sich mehrere Tausend Kämpfer der Kurdengruppe sowie die PKK-Führung aufhalten. Erdogan bekräftigte die Auffassung, wonach die Türkei das Recht hat, bei der Verfolgung von PKK-Einheiten die Grenze zum Nordirak zu überschreiten. "Machen wir uns nichts vor", schrieb am Mittwoch ein Kolumnist der Hürriyet. "Nicht einen Schritt werden wir tun können. Erst werden wir die Kurden gegen uns haben, dann die Marionettenregierung in Bagdad und danach gleichzeitig die USA und die EU."

Übergangsregierung

Nach einer anderen Einschätzung könnten die Drohungen zumindest eines bewirken, nämlich Washington und Bagdad endlich zu veranlassen, "konstruktiv" mit Ankara zusammenzuarbeiten. Die Türkei habe ihre Sorgen hinsichtlich der PKK-Aktivitäten im Nordirak sowohl der irakischen Übergangsregierung als auch der US-Regierung mitgeteilt, hieß es in Ankara. Die US-Truppen im Irak haben nach Angaben der türkischen Armee inzwischen den Befehl erhalten, die PKK-Führung im Nordirak festzunehmen. Die PKK hatte von 1984 bis zur Festnahme ihres Chefs Abdullah Öcalan 1999 für einen Kurdenstaat in der Türkei gekämpft und sich dann in den Nordirak zurückgezogen.

Im vergangenen Jahr begann die Kurdengruppe wieder mit Anschlägen in der Türkei. Indes hat ein Selbstmordattentäter am Mittwoch vor einer Rekrutierungsstelle der Streitkräfte in Bagdad mindestens zehn Menschen mit in den Tod gerissen und 20 weitere verletzt. Die Rekrutierungsstelle war erst am 10. Juli Ziel eines Anschlags geworden, der mindestens 25 Menschen das Leben kostete. (Reuters, AFP, dpa/DER STANDARD, Printausgabe, 21.7.2005)