Die Stehplätze wurden kurzerhand halbiert, das Spiel gegen Mattersburg ist bereits ausverkauft.

Foto: violett-weiss.at

Wien – Red Bull Salzburg spielt ab sofort in einer Liga mit Bayern München, Real Madrid, und Manchester United. Ein sportliches Wunder in punkto filigraner Ballbehandlung ist freilich nicht eingetreten, es wurde lediglich ein Vertrag mit Porsche Austria abgeschlossen – die Unterschrift garantiert dem Verein vierzig edle Audi-Karossen. Um in der hochglänzenden Salzburger Fußballwelt optisch nicht aus dem Rahmen zu fallen, kleiden sich die Spieler künftig mit feinstem Zwirn von Hugo Boss, und zwar bei allen offiziellen Anlässen, Spiele und Training wahrscheinlich ausgenommen. Auch hier befindet man sich in bester Gesellschaft: Chelsea, Barcelona und die Bayern werden ebenfalls von dem Modehersteller ausgestattet.

Für das Wohl der Spieler ist in Salzburg also gesorgt, und auch dem Zuschauer soll in Wals-Siezenheim eine Show im großen Stil geboten werden: der Entertainment-Faktor im Stadion wurde um etliche Flachbildschirme, riesige Vidi-Walls und gesprayte Bullenköpfe erweitert. Bei der Heim-Premiere am Mittwoch gegen Mattersburg fliegt zudem Felix Baumgartner per Fallschirm ein. Vereinsmanager Kurt Wiebach übt ob dieser Neuheiten keine Zurückhaltung: "Was am Mittwoch passiert, sprengt alle Dimensionen, das wird ein absolutes Highlight, das hat man im österreichischen Fußball noch nicht gesehen.“

Letzteres könnte auch auf die Unterstützung der Heimelf zutreffen: Die Fan-Initative Violett-Weiß kämpft weiter um die ehemaligen Klubfarben und ruft zu einem kompletten Support-Verzicht auf. Während man die Auswärts-Dressen mit viel Phantasie, einer Augenschwäche und zwei Krügerln im Blut noch als violett bezeichnen könnte, brechen die rot-weißen Heim-Dressen vollkommen mit der Tradition. Für Aufregung sorgte obendrein Trainer Kurt Jara, der den Fans zuletzt die Gründung eines eigenen, violett-weißen Vereins empfahl. Der Tiroler hatte sich schon in Kaiserslautern wenig Freunde unter den Anhängern gemacht. Eine weitere Neuheit in Wals-Siezenheim dürfte die Gemüter ebenfalls nicht beruhigen: Die Stehtribüne wurde quasi über Nacht zur Hälfte mit Sitzen ausgestattet.

Das Sportliche gerät ob dieser Mischung aus Glanz, Glamour und Protest beinahe in den Hintergrund, gespielt werden muss aber dennoch. "Wir müssen ab der ersten Partie zeigen, dass wir eine Heimmacht sind", fordert Jara von seinem Ensemble. Dem Machtanspruch könnte auch der neue Kunstrasen, der schnelle "FIFA Two Star" entgegenkommen. Berater Franz Beckenbauer fand den neuen Untergrund so gut, dass er zwei Tage nach der Verlegung eine Delegation der Bayern nach Salzburg gelotst hat. Mit Erfolg, auf dem Trainingsgelände in München wird in Bälde der selbe Boden bespielt.

Die Mattersburger wollen sich vom Theater um Red Bull nicht zu Statisten degradieren lassen. "Wir dürfen nicht blauäugig sein. Sie sind die Topfavoriten, haben alles, was man sich wünschen kann", erklärte SVM-Coach Franz Lederer. Einen Punkt fände der Trainer auf jeden Fall toll. (Philip Bauer)

  • RED BULL SALZBURG – SV MATTERSBURG (Stadion Wals-Siezenheim, 19:30 Uhr, SR Plautz). Saison-Ergebnisse 2004/05: 3:5 (a), 2:0 (h), 1:2 (h), 0:2 (a)

    Salzburg: Arzberger – Pichorner/Winklhofer, Knavs, von Schwedler, Miranda – Schopp, Kirchler, Carboni, Jezek – Mayrleb/Zickler, Lokvenc Ersatz: Grünwald – Pöllhuber, M. Suazo, Mair, Scharrer, Janko, Ch. Jank Es fehlen: Manninger (Handgelenksverletzung), Linke (Schulterverletzung)

    Mattersburg: Borenitsch – Ratajczyk – Mravac, Patocka – Kaintz, Kühbauer, Schmidt, Fuchs, Mörz – Hanikel, Th. Wagner Ersatz: Böcskör – Leidl, Lang, C. Ivanschitz, E. Kulovits, Bürger, Kausich, Naumoski, Pauschenwein, Mössner Es fehlen: R. Wagner (rekonvaleszent)