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Wien - Beim Verbund ermöglichten im 1. Halbjahr deutlich höhere Spot- bzw. Terminmarktpreise und leicht gestiegene Absatzmengen im Stromgeschäft sowie stark erhöhte Ökostromerlöse - trotz leicht rückläufiger Netzerlöse - einen Anstieg der Konzernumsatzerlöse um 134,8 Mio. Euro oder 13,1 Prozent. Im Detail stiegen die Stromerlöse um 14,8 Prozent auf 816,4 Mio. Euro.

Zuwächse konnten insbesondere im Absatz an Händler (87,5 Mio. Euro), aber auch an Weiterverteiler (82,6 Mio. Euro) erzielt werden, wie der Verbund am Dienstag zu Beginn seiner Halbjahres-Pressekonferenz weiter bekannt gab. Das Endkundengeschäft war vor allem durch den Verkauf der Verbund-Austrian Power Vertriebs GmbH (APC) im Vorjahr um 64,8 Mio. Euro rückläufig. 56,8 Prozent der Stromerlöse entfielen auf Auslandsmärkte. Die wichtigsten ausländischen Absatzmärkte waren Deutschland, Frankreich, Slowenien und Italien. Der Zuwachs des mengenmäßigen Stromumsatzes gegenüber der Vergleichsperiode betrug 1.152 GWh oder 4,8 Prozent.

Dividende soll heuer erneut erhöht werden

Für das Gesamtjahr 2005 rechnet der Verbund mit einer weiteren positiven Entwicklung. Da der Großteil der Eigenproduktion für 2005 auf Basis der gestiegenen Großhandelspreise bereits verkauft sei, könne die Ergebnisprognose erhöht werden, hieß es am Dienstag. Der Verschuldungsgrad solle auf Basis der aktuellen Planungsparameter auf rund 100 Prozent gesenkt und damit weiter verbessert werden.

Zudem plant der Verbund abermals eine Erhöhung der Dividende, erklärte das Unternehmen wie bereits im April nach den Zahlen für das 1. Quartal. Ziel sei es, die Payout Ratio bei 40 Prozent zu halten. Für 2004 hatte der Verbund die Dividende von 2 auf 3 Euro je Aktie angehoben. Aktuell notieren die Aktien mit knapp 237 Euro.

Netzerlöse gesunken

Die Netzerlöse sanken um 5,5 Prozent auf 123,1 Mio. Euro. Hauptursache waren laut Verbund eine 11-prozentige Tarifsenkung ab 1. Februar 2005, die einen Rückgang von 6,8 Mio. Euro bedingte, sowie geringere Transportmengen. Verbessernd wirkten sich aperiodische Netzerlöse auf Grund der Endabrechnungen für 2004 (7,1 Mio. Euro) aus.

Die kontinuierlich steigenden Volumina im Ökostrombereich (+346 GWh oder +15,6 Prozent) sowie höhere Förderbeiträge führten zu einem deutlichen Anstieg der Ökostromerlöse um 43,7 Mio. Euro auf 202,2 Mio. Euro.

Steigende Einkaufspreise

Deutlich steigende Einkaufspreise sowohl am Spotmarkt als auch am Terminmarkt in Verbindung mit dem höheren mengenmäßigen Fremdstrombezug (+20,9 Prozent) waren die Haupteinflussfaktoren für den um 32,3 Prozent auf 386,7 Mio. Euro gestiegenen Strombezug, geht aus dem Aktionärsbrief zum 1. Halbjahr weiter hervor.

Die Eigenerzeugung war vor allem wegen der in der Berichtsperiode leicht unterdurchschnittlichen Wasserführung um 4,1 Prozent (634 GWh) rückläufig (Erzeugungskoeffizient 0,99, Vorjahr: 1,01). Der Wegfall der Netzbezüge der 2004 verkauften APC entlastete den Netzbezug um 34,0 Mio. Euro. Auch der Ökostrombezug stieg durch zusätzlich ins Netz einspeisende Anlagen deutlich um 25,2 Prozent auf 194,6 Mio. Euro.

Personalstand leicht verringert

Den Brennstoffeinsatz konnte der Verbund im 1. Halbjahr um 18,6 Prozent auf 51,7 Mio. Euro vermindern. Dies resultierte hauptsächlich aus dem Wegfall der Braunkohlezukäufe für das Kraftwerk Voitsberg (12,1 Mio. Euro). Zudem führte der Verkauf von Blockheizkraftwerken zu sinkendem Erdgaseinsatz (1,4 Mio. Euro). Steigende Primärenergiepreise wirkten dagegen laut Verbund belastend.

Der Personalstand des Verbund-Konzern verringerte sich im 1. Halbjahr um 79 (Vorjahr: 180) auf 2.432 Mitarbeiter. Laut Aktionärsbrief entlastete der Mitarbeiterabbau weiterhin - trotz einer rund 2,5-prozentigen KV-Erhöhung den Aufwand für Löhne, Gehälter und Nebenkosten (102,5 Mio. Euro; Vorjahr: 106,3 Mio. Euro).

Der Aufwand für Abfertigungen und Altersversorgung stieg um 23,7 Prozent auf 63,6 Mio. Euro, auch wegen der Senkung des Abzinsungssatzes auf 4,5 Prozent. Zusätzlich sei der höheren Lebenserwartung durch eine Anpassung der versicherungsmathematischen Hochrechnungen bereits jetzt Rechnung getragen. Die betrieblichen Aufwendungen verringerten sich um 4,6 Prozent auf 66,2 Mio. Euro.

Entschuldung

Das Finanzierungsergebnis verbesserte sich im Halbjahr - laut Verbund vor allem die durch die konsequent fortgeführte Entschuldung. Zusätzlich ermöglichte auch die Einigung über eine längerfristig strittige Netzforderung den Ansatz von Verzugszinsen in Höhe von 3,8 Mio. Euro zu Gunsten des Verbund. Die Fremdwährungseffekte lagen mit einer um 0,2 Mio. Euro geringeren Belastung aus der Bewertung nahezu auf Vorjahresniveau.

Das Finanzergebnis war heuer im 1. Halbjahr mit 8,5 Mio. Euro positiv, nach negativen 6,6 Mio. Euro im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Im 2. Quartal betrug das Finanzergebnis 0,4 (15,8) Mio. Euro.

Die Erhöhung des Beteiligungsergebnisses um 29,7 Prozent auf 51,9 Mio. Euro war im wesentlichen durch die im Vergleich zur Vorperiode höheren Erträge aus den at equity konsolidierten Beteiligungen begründet (43,4 Mio. Euro; Vorperiode 36,1 Mio. Euro). Weiters stiegen die Beteiligungszuflüsse aus der Verbund-BeteiligungsgmbH um 2,1 Mio. Euro.

Die lang- und kurzfristigen Finanzverbindlichkeiten wurden im 1. Halbjahr um 94,5 Mio. Euro auf 2,618 Mrd. Euro reduziert, wobei Tilgungen (197,1 Mio. Euro) und die Rückzahlung kurzfristiger Aufnahmen am Geldmarkt (34,1 Mio. Euro) die größten Veränderungen darstellten. Der bewertungsbedingte Anstieg aus den Cross-Border-Leasing-Geschäften betrug 121,7 Mio. Euro.

Nettoverschuldung gesunken

Die verzinsliche Nettoverschuldung (Net Debt) verringerte sich binnen Jahresfrist von 2,389 auf 2,035 Mrd. Euro, das Net Gearing sank zugleich von 154,3 auf 115,0 Prozent; Ende 2004 hatte es 134,3 Prozent betragen. Der Cash-flow aus operativer Tätigkeit war mit 330,7 (259,5) Mio. Euro markant höher. Die EBIT-Marge auf Basis des um den Fremdstomhandel saldierten Umsatzes - 1,161 Mrd. Euro nach 1,026 Mrd. Euro - verbesserte sich von 18,6 auf 21,4 Prozent.

Vorstand erwägt einen Aktiensplit

Man überlege, der Hauptversammlung einen entsprechenden Vorschlag zu machen, sagte Verbund-Generaldirektor Hans Haider. Angedacht ist ein Aktiensplit im Verhältnis 1:10. Derzeit notiert die Aktie knapp über 232 Euro.

Der Verbund habe derzeit eine Börsekapitalisierung von 7,3 Mrd. Euro und sei damit die schwerste Beteiligung der Republik Österreich. Für den 51 Prozent-Eigentümer Republik repräsentiere dies einen Wert von rund 3,6 Mrd. Euro, so Haider. Der Verbund liege damit noch vor der OMV (31,5 Prozent ÖIAG), die 3,4 Mrd. Euro verkörpere, und der Telekom Austria (25,2 Prozent ÖIAG ohne 5-prozentige Wandelanleihe) mit 2,4 Mrd. Euro. An Dividende wurden an die Republik Österreich vom Verbund zuletzt 47,2 Mio. Euro gezahlt. (APA)