Plattenbau-Städte, bevölkert von King-Kong-großen Hunden: Krassimir Terzievs Fotomontage "Post-urban Landscapes" (2003; Ausschnitt - im Original 150 x 20 cm).

Foto: Galerie Hilger

(Die komplette Fotomontage)

Foto: Galerie Hilger
Wien – Von Rubens-, Schiele- und Warhol-"Shows" sind wir es gewöhnt. Es ist keine Seltenheit, dass Ausstellungen mit dem Anspruch zur Superlative durch Europa touren. Rarer kommt das allerdings bei kleineren Gruppenausstellungen jüngster zeitgenössischer Künstler vor: "Central. New Art from New Europe" ist nun – nach dem Start 2004 in Salzburg und Stationen in Graz, Bukarest, Ljubljana und Zagreb – adaptiert im Tresor der BA-CA in Wien zu Gast.

Gemeinsam mit Siemens und der Galerie Hilger initiiert, ist dies bereits die dritte Staffel einer Gruppenschau, die Talenten aus Zentral- und Mitteleuropa eine Plattform bieten und (freilich nicht ganz uneigennützig) die für die Firmensammlung angekaufte Kunst auch etablieren will.

Die neue BA-CA-Ausstellungsplattform Tresor liegt ein paar Stufen unterhalb des Straßenniveaus: Seit April widmet man sich in den Räumen eines jahrelang ungenutzten Banktresors der jungen Kunst. Neonröhren und schwarzer Boden lassen fast Parkhaus-Charme aufkommen – was angesichts zahlreicher hipper Events in Parkgaragen nicht unbedingt negativ sein muss. Auf alle Fälle könnte der Kontrast zu Parkett und Marmor eine Etage höher nicht größer sein.

Farbigkeit der Szenen

Für frischen Wind im Keller sorgt bei Central nicht nur die Aktualität (keine der Arbeiten ist älter als vier Jahre), sondern auch die Farbigkeit der von einem Kuratorenkollektiv abgebildeten Szenen aus Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Kroatien, Rumänien, Serbien und Montenegro, Slowenien, Österreich und der Slowakei.

Der realistische Zugang mit dem Medium Malerei überwiegt, dafür sind die Schauplätze umso surrealer: Die Plattenbau-Städte in Krassimir Terzievs Fotomontagen Post-urban Landscapes sind von King-Kong-großen Hunden bevölkert. Bei Tomislav Buntaks Grafiken sind es langbeinige Antilopen, Menschen und Pferde, die unter monströsen Löwen-Adlern herumspazieren. Eher heimtückische als paradiesische Szenarios.

Trügerisches auch in den Malereien Saso Vrabics. Aufgeräumte Wohnzimmer-Idyllen sind zusätzlich mit Drop- Down-Menus ausgestattet: "Close, Start, Stop, Eat, Sleep". Die Handlungsfreiheiten werden auch im Privaten vom Mausklick definiert.

Zu den gelungenen Arbeiten zählt auch ein Objekt von Mojca Osojnik. Blinkende Lichterketten lenken den Blick auf farbige Plexiglasboxen, die humorvoll vom Schicksal eines Mannes ohne Körperbehaarung berichten.

Central zeigt Künstler aus dem "Neuen Europa", für die nicht mehr vorrangig Politik und regionale Herkunft, sondern der alltägliche Wahnsinn die Inhalte vorgibt. Kunst, die genauso hier wie dort entstanden sein könnte. Und trotzdem kleben die Kuratoren immer noch das geografische Etikett drauf. Die Zeit wird es ablösen. (DER STANDARD, Printausgabe, 19.07.2005)