Rom - Der römische Stadtrat hat eine am kommenden Freitag geplante Demonstration zur Forderung der Begnadigung des NS-Verbrechers Erich Priebke verboten. Zur Demonstration hatte die rechtsextreme Partei "Fiamma Tricolore" ausgerufen. "Rom vergißt nicht das Massaker, mit dem sich Priebke schuldig gemacht hat", so der Stadtrat. Der 92-jährige Priebke war 1998 wegen seiner Beteiligung an dem Massaker in den Ardeatinischen Höhlen mit 335 ermordeten Zivilisten in Rom zu lebenslanger Haft verurteilt worden und lebt 1999 in Rom unter Hausarrest.

"Für eine Begnadigung müssten die Familienangehörigen der Opfer des Massakers Priebke verzeihen. Ich glaube, dass nicht alle mit der Begnadigung einverstanden wären", meinte der römische Bürgermeister Walter Veltroni. Die Partei "Fiamma Tricolore" kämpft seit Jahren für die Begnadigung des gesundheitlich angeschlagenen Priebke. Die Partei protestierte gegen das Demonstrationsverbot. Der Nazi-Verbrecher war 1994 in Argentinien aufgespürt worden, wo er seit den fünfziger Jahren unbehelligt gelebt hatte. Seit dem Urteil im Jahr 1999 bemühen sich Priebkes Rechtsanwälte um einen Strafnachlass.

"Persönliche Tragödie"

"Das Massaker in den Ardeatinischen Höhlen war für mich eine persönliche Tragödie", sagte Priebke in einem Interview vor wenigen Monaten. Das Blutbad sei so schrecklich gewesen, dass er mit den Personen, die sich daran beteiligt hatten, darüber nicht mehr sprechen wollte. "Jeder von uns wollte alles so rasch wie möglich vergessen", so Priebke.

Der Ex-SS Offizier hatte sich zum Dialog mit den Familienangehörigen der Opfer des Massakers bereit erklärt. "Mit offenen Armen bin ich bereit, mit ihnen zu sprechen und ihnen zuzuhören. Ich werde mein Herzen öffnen, wenn notwendig auch über jene Vergangenheit reden, an die ich mich nicht erinnern will", so Priebke. (APA)