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Portrait (Detail) von Mathilde Wesendonck (K.F. Sohn, 1850)

Foto: Archiv
Bayreuth - Richard Wagners Ausnahmewerk "Tristan und Isolde" wurde entscheidend beeinflusst von der vermutlich einzigen großen Liebe seines Lebens. Als der Komponist am 28. April 1857 mit Ehefrau Minna in das Gartenhaus neben der Villa Wesendonck in Zürich einzog, hatte er sich zwar schon mit dem "Tristan"-Stoff beschäftigt. Doch erst die Beziehung zu Mathilde Wesendonck, der Gattin seines Vermieters Otto Wesendonck, setzte jene Inspiration frei, die ihn die "Tristan"-Musik in ihrer "schauerlichen und süßen Unendlichkeit" (Friedrich Nietzsche) komponieren ließ.

Unterbrach seine Arbeit für den "Siegfried"

Wagner unterbrach dafür die Arbeiten am "Siegfried". Zu Silvester 1857 überreichte er Mathilde Wesendonck die Kompositionsskizze des ersten Aktes zum "Tristan". Eineinhalb Jahre später, nun schon in Luzern, beendete er das Werk. " 'Tristan' ist und bleibt mir ein Wunder", schrieb er an Mathilde Wesendonck. Erst 1865 ermöglichte Bayern-König Ludwig II. die Uraufführung am Königlichen Hof- und Nationaltheater in München. Mehr als 20 Jahre später wurde das Werk 1886 erstmals im Bayreuther Festspielhaus aufgeführt.

"Oh sink hernieder, Nacht der Liebe"

Wagner nannte das Liebesdrama eine "Handlung" - und dies, obwohl auf der Bühne die meiste Zeit über kaum etwas geschieht. Entscheidend ist die "innere Handlung" mit dem großen Zwiegespräch der Liebenden ("Oh sink hernieder, Nacht der Liebe") im zweiten Akt, "auf den alles hinstrebt und von dem alles wieder wegführt", wie der Literaturhistoriker Hans Mayer schrieb. Die "Tragödie des Schweigens und Verschweigens" (Mayer) hat Schriftsteller und Musiker seit jeher beschäftigt. "Kein Musiker konnte sich jemals dem Zauber der 'Tristan'-Partitur entziehen", notierte der Komponist Hanns Eisler einmal. Als unvergleichlich beschrieb Thomas Mann in seiner Novelle "Tristan" den Höreindruck und die Wirkung der "Tristan"-Musik. (APA/dpa)