Innsbruck - Ein Sensationsfund ist in der
Universitätsbibliothek Innsbruck gemacht worden: In einem 700 Jahre
alten Pergamentcodex wurden rund 200 Abschriften von Briefen und
Mandaten des römisch-deutschen Kaisers Friedrich II. (gest. 1250),
seines Sohnes Konrad IV. und anderer Persönlichkeiten des 13.
Jahrhunderts entdeckt. Rund 130 dieser Dokumente aus dem Mittelalter
waren bisher noch unbekannt.
Die Sammlung stammt aus der Kartause Allerengelberg in Schnals in
Südtirol und befindet sich seit dem 18. Jahrhundert im Besitz der
Innsbrucker Universitätsbibliothek. Dass die einzigartigen Dokumente
so lange unentdeckt in der Bibliothek schlummerten, liegt laut den
Entdeckern u. a. am "nichts sagenden bzw. irreführenden Titel des
unscheinbaren, kleinformatigen Codex", der "Notule rhetoricales
diverse" ("Verschiedene rhetorische Anmerkungen") lautet.
Extrem seltener Fund
Entdeckt und identifiziert wurden die Texte vom pensionierten
Direktor der Universitätsbibliothek Walter Neuhauser und dem
Innsbrucker Mittelalterhistoriker Josef Riedmann. Das Auftauchen
einer derartigen Menge hochwertiger neuer Quellen aus dem
Mittelalters sei extrem selten und ein ausgesprochener Glücksfall,
erklärten die Finder. Der Vergleich mit dem Ötzi-Fund dränge sich
auf.
"Unsere Fundstücke sind wahrscheinlich nicht ganz so
öffentlichkeits- und werbewirksam wie der Mann aus dem Eis",
relativierte Riedmann. Dennoch stehe laut Expertenmeinung außer
Zweifel, dass der Innsbrucker Codex das Wissen über die späte
Stauferzeit bedeutend erweitern werde. Das betreffe vor allem die
kurze Regierungszeit Konrads IV. (gest. 1254), dessen Biografie nach
diesem Fund wohl neu geschrieben werden müsse. Die Zahl der
bekannten, von diesem Herrscher ausgestellten Schreiben werde durch
die neuen Texte etwa verdreifacht. (APA)