Der größte Erfolg eines österreichischen Radfahrers nach dem Krieg war perfekt, der erste Tour-de-France-Tagessieg seit Max Bulla, der 1931 dreimal vorn lag. "Ich wollte es unbedingt", sagte Totschnig. Dabei war er von einem Virus geschwächt in die Tour gegangen und wollte aufgeben. Gerolsteiner-Teamkollegen und seine Ehefrau, die Michi, redeten ihm gut zu. Am Samstag war sein Gesamtrückstand von Vorteil, er konnte Armstrong nicht gefährlich werden. Der Tiroler nützte seine Chance, der Texaner sagte: "Ich gratuliere dir."
An Totschnig und Peter Luttenberger, der ebenfalls 1994 Profi wurde, um 1996 die Tour de Suisse zu gewinnen und als Gesamtfünfter der Tour de France für Furore zu sorgen, nahmen sich etliche Landsleute ein Vorbild. So hätte es nicht sehr überrascht, hätte heuer Bernhard Eisel als Erster seit Bulla eine TdF-Etappe gewonnen. Knapper dran war dann Peter Wrolich mit einem zweiten Rang.
Insgesamt 22 Österreicher hatten vor der 92. Auflage die Tour de France bestritten, die meisten von ihnen gaben auf, nach Bulla war Adolf Christian 1957 als Gesamt-Dritter eine löbliche Ausnahme. Bei der WM 1987 in Kärnten überraschte ein Quartett (Mario Traxl, Helmut Wechselberger, Hans Lienhart, Bernhard Rassinger) mit Mannschaftsbronze, 1988 holte Wechselberger die Tour de Suisse, 1989 gewann Gerhard Zadrobilek sensationell das Weltcuprennen in San Sebastián.
Totschnig kassierte 10.000 Euro an Prämien. Das Geld wird wie alle anderen Gewinne zwischen neun Teamkollegen aufgeteilt. Um Totschnig indes, der im zwölften Jahr Profi ist und dessen Vertrag mit Gerolsteiner bis Ende 2007 läuft, muss sich niemand sorgen. Radprofis verdienen nicht schlecht, dafür sorgen die gut und stundenlang ins Bild gerückten Sponsoren.