Villach - Die "automotive Chips" , die rund 40 Prozent des Umsatzes des Halbleiterherstellers Infineon stellen, sollen auch in Zukunft ein starkes Standbein des Münchner Chipbauers sein. "Wir sind in Europa bereits die Nummer eins. Wir wollen das auch weltweit werden", sagt Wolfgang Ziebart, Vorstandschef der Infineon Technologies bei der Eröffnung des neuen Forschungsgebäudes für Automobil- und Industrieelektronik in Villach.

Hier werden künftig zwischen 250 und 270 zusätzliche Forscher arbeiten. Die Zentrale für Entwicklung in diesem Bereich wurde bereits nach Villach verlagert.

Leitrolle für Europa

Automobilindustrie, und damit verbundene Elektronik, sei "einer der wenigen Bereiche, in denen Europa eine Leitrolle einnimmt", so Ziebart. Weltweit Nummer eins bei Auto-Chips ist das Motorola-Spin-off Freescale. Entscheidend für die Standortwahl Villach - Infineon wird dazu bis Ende 2007 den Forschungsstandort in München auflassen - seien Nähe zum (deutschsprachigen) Hauptmarkt sowie geringe Distanz zu den Werken von Automobilbauern selbst samt deren Zulieferbetrieben gewesen.

Nicht unwesentlich dürften auch die Förderungen von Bund und Land gewesen sein. Forschungsstaatssekretär Eduard Mainoni sagte, dass der Bund etwa zehn Mio. Euro zuschoss; dem Land Kärnten dürfte die Ansiedelung zusätzlich unter fünf Mio. Euro wert gewesen sein. Da im Bereich Automobilchips große Wachstumsraten erwartet werden, ist derzeit eine Auto-und Industriespeicherproduktion in Malaysia in Bau, die ab Ende 2006 Produktionskapazitäten übernehmen soll, wie Infineon-Österreich-Vorstand Werner Reczek betonte. Die Automobilelektronik gewinnt weltweit stetig an Bedeutung. 2002 betrug der Anteil der Elektronik an den jährlich erzeugten 57 Mio. Pkws rund 22 Prozent; der Halbleiteranteil pro Fahrzeug belief sich auf etwa 200 Euro. Für das Jahr 2010 rechnet Infineon mit einem Anteil von 35 Prozent Elektronik bei dann 73 Mio. Fahrzeugen. Der Chipanteil wird dann auf rund 300 Euro pro Fahrzeug klettern.

Unsichere Zukunft

Trotzdem will Infineon-Chef Ziebart nicht auf einen "gesunden Mix" bei der Chipproduktion verzichten. Dies, obwohl das Geschäft mit Speicherchips dem Konzern derzeit Verluste beschert und bei Kommunikationschips, etwa für Mobiltelefone, unsicher ist, weil der neue Eigner der Siemens-Handysparte, BenQ, den 2006 auslaufenden Zuliefervertrag eventuell nicht erneuert. Ziebart: "In diesem volatilen Geschäft braucht man mehrere Standbeine."

Infineon Austria setzte zuletzt 697,5 Mio. Euro um und beschäftigt österreichweit 2650 Mitarbeiter, davon 2400 in Villach. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16./17.7.2005)