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Beldgrad - Die Erste Bank ist endgültig in Serbien eingestiegen. Um 73 Mio. Euro hat sie dem serbischen Staat 83,28 Prozent der Novosadska banka a.d. (Novi Sad) abgekauft. Heute, Freitag, hat Erste Bank-Chef Andreas Treichl den Kaufvertrag unterzeichnet. Der Deal braucht noch das Okay der österreichischen Finanzaufsicht. Er soll bis Ende Juli 2005 abgeschlossen sein. Insgesamt lässt sich die börsenotierte Erste Bank die serbische Bank (Bilanzsumme: 132,3 Mio. Euro, 873 Mitarbeiter, 71 Filialen, 260.000 Kunden) samt Zusagen für Kapitalzufuhren mehr als 120 Mio. Euro kosten.

Für den serbischen Finanzminister Mladjan Dinkic ist mit dem Kauf der Novosadska durch die Erste Bank "die erste Runde der Bankenprivatisierungen in Serbien erfolgreich abgeschlossen". Die Österreicher waren Bestbieter. Sein Land sei "stolz, dass sich ein Investor mit einer derartigen Erfolgsgeschichte in Zentraleuropa entschieden hat in Serbien zu investieren". Er sei überzeugt, dass dies ein langfristiges Engagement sein werde. Das serbische Banksystem werde von diesem Know-how-Transfer profitieren.

Rest folgt

Zunächst bezahlt die Erste Bank für die 83,28 Prozent der Aktien 73,17 Mio. Euro. Das ergibt ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von 3,3 - basierend auf dem Buchwert der Novosadska banka von 26,42 Mio. Euro per Ende 2004. Danach wird die Erste Bank ein Angebot zum Kauf der restlichen 16,72 Prozent legen. Diese restlichen Aktien sind in Händen von über 2.000 Minderheitsaktionären. Die Kleinaktionäre (Streubesitz) sollen den selben Preis erhalten wie der Staat für sein Paket.

Zudem hat sich die Erste Bank verpflichtet, bis 2009 rund 35 Mio. Euro in Kapitalerhöhungen in die Novosadska banka zu investieren.

Damit sollen die Expansion sowie die Erneuerung des IT-Systems und der Infrastruktur sowie Marketing und Schulung von Mitarbeitern finanziert werden. Auch das Angebot von Bankdienstleistungen wird massiv verbreitert, künftig wird es u.a. Hypothekarkredite, KMU-Kredite und e-Banking geben, in der ersten Phase liegt der Schwerpunkt auf Leasing, Factoring sowie Handels/Exportfinanzierung.

Neue Filialen geplant

Auch das Kartengeschäft wird forciert. Zahlreiche neue Filialen sind geplant, hierbei will Erste-Bank-Chef Treichl bald auf 110 Niederlassungen in dem Land kommen. Bis zum Jahr 2010 soll die Novosadska ihren Marktanteil landesweit von 2 auf 10 Prozent verfünffachen.

Mit dem Kauf der Novosadska trete die Erste Bank in den serbischen Markt und damit in einen Markt mit "erheblichem Wachstumspotenzial" ein, erklärte Treichl heute bei der Vertragsunterzeichnung. Er will die "Novosadska" zu einer landesweit bekannten Marke ausbauen.

Die Novosadska banka war in den vergangenen Jahren defizitär. Ihren Break-Even-Punkt werde die Bank voraussichtlich innerhalb von 18 Monaten nach Akquisition erreichen, wurde heute in der Erste Bank betont. Wie auch bei früheren Akquisitionen peilt die Erste Bank für die Novosadska banka bis 2008 einen ROE (Return on Equity) nach Steuern von über 20 Prozent an. (APA)