Omar Al-Rawi ist Integrations-Beauftragter der Islamischen Glaubensgemeinschaft und sitzt für die SPÖ im Wiener Gemeinderat.

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Wien - Der Integrationsbeauftragte der Islamischen Glaubensgemeinschaft, Omar Al-Rawi, warnt vor Panikmache in Sachen Fundamentalismus. Die Situation in Österreich sei ein Modell für ganz Europa. Seine Aussagen, wonach es in Österreich vier Moscheen gebe, in denen "radikale Ansichten" gepredigt werden, seien "manchen in die falsche Kehle gekommen", meinte Al-Rawi im Gespräch mit der APA. Er berichtete von Beschimpfungen gegen die Glaubensgemeinschaft.

Seit seinem Auftritt in der "Zeit im Bild 2" am Donnerstag seien im Büro mehrere Anrufe eingegangen, darunter auch zahlreiche Schmähungen. Tatsächlich seien die Muslime in Österreich zum weitaus größten Teil aber in keiner Weise radikal. Eine Gefahr durch "Hassprediger" drohe nicht. "Man muss die Kirche im Dorf lassen", so Al-Rawi.

Er selbst habe nie von "Hasspredigern" gesprochen. Was es gebe, seien Moscheen, die nicht mit der Glaubensgemeinschaft kooperierten und die auch wenig mit Integrations-Anliegen zu tun haben wollten.

Al-Rawi sitzt für die SPÖ im Wiener Gemeinderat. Er hat kürzlich auch eine große Konferenz der Imame in Wien organisiert.

Moslems in Österreich

In Österreich leben rund 340.000 Moslems. Ihr Bevölkerungsanteil hat sich dabei von zwei Prozent im Jahr 1991 auf 4,2 Prozent bei der letzten Volkszählung 2001 mehr als verdoppelt. Nur eine Minderheit davon ist nach Einschätzung des Innenministeriums für extremistische Tendenzen anfällig.

Einbürgerungen

Die Zahl der eingebürgerten Muslime hat sich seit der Volkszählung 1991 mehr als versechsfacht. Der Großteil dürfte laut Statistik Austria aus der Türkei und aus Bosnien stammen: Von Anfang der 90-er Jahre bis 2000 wurden 48.300 Türken und 12.400 Bosnier eingebürgert. Insgesamt verfügten 2001 unter den 339.000 Moslems in Österreichs 96.000 (28 Prozent) über die österreichische Staatsbürgerschaft.

Die weiterhin größte Gruppe unter den in Österreich lebenden Moslems ist jene mit türkischer Staatsbürgerschaft (123.000), gefolgt von den Österreichern, Bosniern (64.628), Jugoslawen (21.594), Mazedoniern (10.969) und Iranern (3.774). Die meisten arabischen Moslems kommen aus Ägypten (3.541) und Tunesien (1.065).

Unter den Bundesländern weist Vorarlberg mit 8,4 Prozent den höchsten islamischen Bevölkerungsanteil auf - vor Wien mit 7,8 Prozent. Dort ist der Islam bereits klar zweitstärkste Religionsgemeinschaft, jeweils vor den orthodoxen Christen und den Protestanten.

Niedriger Anteil in der Steiermark und Burgenland

Besonders niedrig ist der Anteil in der Steiermark (1,6 Prozent) und im Burgenland (1,4 Prozent). Österreichweit lagen die Moslems bei der Volkszählung 2001 mit 4,2 Prozent noch knapp hinter den Protestanten (4,7 Prozent). (APA/red)