In der Schmiergeldaffäre um gekaufte ARD-Sportübertragungen hat der Ex-Sportchef des Hessischen Rundfunks (hr), Jürgen Emig, ein Teilgeständnis abgelegt und ist gleichzeitig von seinem Arbeitgeber fristlos entlassen worden. Zudem wurde nach Informationen der "Leipziger Volkszeitung" der ebenfalls unter Verdacht stehende Sportchef des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR), Wilfried Mohren, in Untersuchungshaft genommen.

"Killinger Production"

Emig belastete nach Angaben der Frankfurter Staatsanwaltschaft den Inhaber der Agentur SMP und Präsidenten des Deutschen Tanzsportverbandes, Harald Frahm, der ebenfalls ins Gefängnis wanderte. An Frahms Agentur SMP soll die Firma von Emigs Ehefrau, "Killinger Production" als stille Teilhaberin beteiligt gewesen sein, was zur Kündigung des Arbeitsverhältnisses Emigs beim hr geführt hat.

Die ARD-Anstalt bestätigte entsprechende Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Die Firma von Frau Emig soll nach dem Verdacht der Staatsanwaltschaft die Hälfte der SMP-Erlöse eingestrichen haben. Gegen die Frau wird ebenfalls ermittelt.

Verdachtskündigung

Gegen Emig sei laut hr eine so genannte Verdachtskündigung ausgesprochen worden. Der 59-Jährige erhalte kein Gehalt mehr, erklärte hr-Intendant Helmut Reitze. Der Sender behalte sich Regressansprüche gegen den früheren Sportchef vor. Dieser habe offenbar klare Richtlinien und Vorgaben des Senders mit einer "Strohfirma" gezielt umgangen. Wirtschaftsprüfer seien damit beauftragt worden, die Vorgänge noch einmal zu untersuchen.

Der 60 Jahre alte Frahm sei am Mittwoch verhaftet worden, sagte der Frankfurter Staatsanwaltschaftssprecher Thomas Bechtel. Ihm werde nach Emigs Aussagen neben Bestechlichkeit und Beihilfe zum Betrug auch noch Untreue und Steuerhinterziehung vorgeworfen. Der nur ausgesetzte Haftbefehl gegen Frahm sei wieder in Vollzug gesetzt worden. Auch Emig sitze weiterhin in Untersuchungshaft im südhessischen Weiterstadt und soll in der kommenden Woche weiter vernommen werden. Er sei zur weiteren Kooperation bereit.

Die beiden Beschuldigten seien am Mittwoch zeitgleich von den Anti-Korruptionsstaatsanwälten befragt worden, teilte Bechtel mit. Zum Inhalt der Äußerungen Emigs und Frahms wollte er nichts sagen. Den beiden wird vorgeworfen, gemeinsam mit Emigs Ehefrau einen Teil von Produktionszuschüssen für sich behalten zu haben, die für bestimmte Sportübertragungen an den hr gezahlt werden sollten. Zu diesem Zweck sollen sie die eigens gegründeten Agenturen zwischengeschaltet haben.

Die SMP-Agentur war auch an mindestens zwei Übertragungen des MDR beteiligt, wo Sportchef Mohren derzeit vom Dienst suspendiert ist. Er wurde dem Zeitungsbericht zufolge am Donnerstagmorgen in seiner Villa von Beamten der sächsischen Anti-Korruptionseinheit "INES" festgenommen und musste wegen Verdunkelungsgefahr in Untersuchungshaft. Wilfried Mohren hat nach den Ermittlungen der INES Schmiergelder in Höhe von 150.000 Euro kassiert. "Das sind unsere bisherigen Erkenntnisse", sagte INES-Vizechef Ralf Schamber am Freitag. (APA/dpa)