"Harmonie ist Stillstand" lautet einer jener markigen Sprüche, für die Ex-Justizminister Dieter Böhmdorfer bei seinen Mitarbeitern bekannt war. In einem STANDARD-Interview meinte sogar der als aufbrausend bekannte Jurist über sich selbst, dass er "manchmal weniger temperamentvoll" sein könnte. Diese Einsicht kam für manch einen seiner Kabinettsmitarbeiter jedoch zu spät.Alleine ein knappes Dutzend Pressesprecher scheiterte unter Böhmdorfers cholerischen Eruptionen, zahlreiche Ministersekretäre hat er in seinen vier Jahren Amtszeit verbraucht. Und die befinden sich auf dem besten Weg, Kult zu werden: Etwa einmal im Monat trifft man sich zur Stammtischrunde der Ex-Böhmi-Mitarbeiter, rund 40 an der Zahl, in wechselnder Zusammensetzung. Reserviert wird immer Montags in unterschiedlichen Lokalen. Einmal war sogar Böhmdorfer selbst dabei. Und der nahm's, so wird erzählt, mit Humor. Selbst die grassierende Best-of-Böhmdorfer-Zitatesammlung konnte ihn nicht aus der Fassung bringen. Schließlich sei es rückblickend wie beim Militär, erzählt ein Stammtischgast: "Da war dann alles schön." Da kann selbst "Häferl" Böhmdorfer (Selbstbeschreibung) kein Schnoferl ziehen; zudem: "Im Vergleich zu mir sind andere Kochtöpfe." (kmo/DER STANDARD, Printausgabe, 15.07.2005)