Foto: Fujitsu-Siemens
Es dauert nicht einmal fünf Minuten: Kaum sind die Schrauben vom Gehäuse des Röhrenmonitors entfernt, landet das Plastikgehäuse auf dem Fließband, die darin enthaltene Grafikkarte und diverses Alublech in speziellen Behältern, ein kurzes Ansetzen der Zange und mit einem leisen Zischen strömt Luft in den luftleeren schwarzen Glaskolben, der somit simples Altglas geworden ist.

98 Prozent wiederverwendbar

"Lediglich zwei Prozent der bei uns zur Verwertung ankommenden Geräte bzw. der darin enthaltenen Materialien sind nicht wiederverwendbar", erzählt Dieter Mormann, Leiter des Recycling Centers von Fujitsu Siemens Computers (FSC). Seit vielen Jahren unterhält das Unternehmen in Paderborn eine Fabrik, die sich zunächst um die Wiedervermarktung, Ersatzteilbeschaffung und Lagerhaltung für Altsysteme kümmert. Was von den "ausgeschlachteten" Computern, Monitoren, Bankomaten etc. noch übrig bleibt oder von vornherein als unbrauchbar klassifiziert wird, wird fein säuberlich in seine Einzelteile zerlegt und sortiert (man unterscheidet rund 50 unterschiedliche Stofffraktionen) und an Materialrecycler verkauft.

Wiedervermarktung von Gebrauchtgeräten

Der Aufwand, den FSC in seinem Recyclingcenter betreibt, ist groß, dennoch rechne er sich, sagt Mormann. 2004 wurden mit 8000 Tonnen "verarbeiteten" Computern rund 16 Millionen Euro umgesetzt, das Unternehmen operiere profitabel. Wesentlicher Faktor dabei sind die Wiedervermarktung von Gebrauchtgeräten sowohl an Businesskunden als auch Privatkunden, etwa über den eigenen Online-PC-Shop.

Erleichterungen

Ein anderer Erfolgsfaktor sei, dass nur firmeneigene Geräte wieder verwertet werden. Das heißt, Konstruktionspläne und verwendete Materialien sind bekannt, was die spätere Demontage erheblich erleichtert. "Je sortenreiner die Materialien zerlegt werden, umso höhere Recyclingpreise erhält man", nennt Mormann einen weiteren Grund. So können etwa aus einer Tonne Platinen an die 800 Gramm Silber, 450 Gramm Gold und 25 Gramm Palladium geholt werden.

Wirtschaft nicht Vorschriften

Das Paderborner Recyclingcenter ist aber nur das letzte Glied im Umweltengagement des japanisch-deutschen Unternehmens, wenn dahinter, wie Executive Vice President Peter Eßer offen zugibt, auch wirtschaftliche Überlegungen und die wachsenden EU-Umweltvorschriften stecken. Seit ein paar Jahren setzt der Hersteller auf den "Green PC", bei dessen Produktion weitestmöglich auf umweltgefährliche Stoffe wie Blei, Quecksilber, sechswertiges Chrom etc. verzichtet wird. Neue Fertigungslinien ermöglichen es, bei der Herstellung von "grünen" Mainboards den Bleigehalt auf unter ein Gramm zu drücken.

Der Ausgleich für die höheren Kosten konnte durch ein ausgetüfteltes System an Logistik, Energieeinsparund und Abfallvermeidung etwa bei den Verpackungen aufgefangen werden.(Karin Tzschentke aus Paderborn/DER STANDARD, Printausgabe vom 14.7.2005)