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Winokurow befreit entscheidende Kräfte im Sprint.

Foto: Reuters/Kessler
Briancon - Lance Armstrong und sein Team Discovery Channel geben die Kontrolle über die Tour de France nicht aus der Hand. Auf der Alpen-Königsetappe am Mittwoch von Courchevel über drei Pässe nach Briancon (173 km) kamen zwar die Ausreißer Alexander Winokurow (KAZ) und Santiago Botero (COL) nach einer 140-km-Flucht mit 1:15 Minuten Vorsprung ins Ziel, doch auf die vordersten Plätze der Gesamtwertung hatte das keine Auswirkung.

Moreau neuer Dritter

Armstrong, der beim letzten Antreten seinen siebenten Tour-Gesamtsieg in Folge anpeilt, hat nach dem elften Teilstück weiter 38 Sekunden Vorsprung auf den Dänen Mickael Rasmussen und nun 2:34 auf den Franzosen Christophe Moreau, der sich als Tages-Dritter dank Zeitgutschrift vor Ivan Basso (ITA/2:40) auf Rang drei schob.

Nach der Machtdemonstration zur Bergankunft in Courchevel gingen die "Disco-Boys" auf der zweiten der drei Alpenetappen ein wenig rücksichtsvoller mit den Widersachern des Chefs um. So kletterten nicht weniger als 19 Fahrer (darunter Ullrich, Basso, Rasmussen,...) gemeinsam über das "Dach der Tour", den 2.645 m hohen Galibier-Pass. Georg Totschnig musste zwar so wie der Vorjahrs-Zweite Andreas Klöden (GER) rund vier Kilometer vor der Passhöhe abreißen lassen, büßte aber nur rund 30 Sekunden ein und machte den Rückstand in der Abfahrt bald wieder wett.

Totschnig Zehnter und...

Auf den letzten 40 Kilometern ins Ziel überwanden die Profis mit bis zu 100 km/h einen Höhenunterschied von 1.400 Metern, die Mannschaft des Topfavoriten reduzierte mit Höllentempo den Rückstand von 2:40 auf 1:15 Minuten. Totschnig beteiligte sich sogar am Sprint und erreichte mit Rang zehn sein bisher bestes Resultat. Nicht schlecht für einen, der vor wenigen Tagen mit der Aufgabe spekuliert hatte. Als Gesamt-22. hat er 11:43 Minuten Rückstand auf Armstrong.

..."voll über dem Limit"

Zufrieden war der Tiroler mit seiner Kletter-Leistung auf den insgesamt 55 bergauf führenden Kilometern freilich bei weitem nicht. "Ich war voll über dem Limit. Es ist schwer, sich zu motivieren, wenn man immer daran denkt, was möglich gewesen wäre", meinte der 34-Jährige, der aber auch Positives sah. "Langsam kommt die Moral zurück, ich denke jetzt von Tag zu Tag."

Zwei Etappen hat er noch Zeit, bevor die Pyrenäen kommen, wo er im Vorjahr Glanzlichter gesetzt hatte. Am Donnerstag, dem französischen Nationalfeiertag, wartet eine harte Etappe im Mittelgebirge nach Digne-les-Bains, die wie geschaffen ist für Ausreißversuche.

Rasch kletterndes Trio

Winokurow hatte sich mit sieben Kollegen schon 35 Kilometer nach dem Start in Courchevel abgesetzt, der gleich neben der Stätte des Olympiasieges von Ernst Vettori 1992 erfolgte. Auf dem ersten Pass, dem Col de la Madeleine (2.000 m), war nur noch ein Trio mit dem späteren Etappensieger, Botero und dessen Phonak-Kollegen Oscar Pereiro übrig. Die Ausreißer bauten den Vorsprung von 50 Sekunden bis zum Col du Telegraphe (1.566) auf drei Minuten aus und retteten einen Teil sicher ins Ziel.

Botero von elf auf sechs

Im Sprint ließ T-Mobile-Profi Winokurow dem Kolumbianer Botero keine Chance und feierte seinen zweiten Etappensieg bei der Tour nach 2003. "Ich habe diese Attacke geplant und bin sehr glücklich, dass es nach dem gestrigen schlechten Tag geklappt hat. Dieser Sieg ist sehr gut für die Moral des Teams. Ich glaube, wir werden wieder Kraft finden, um zu attackieren." Sein wichtigster Erfolg sei aber doch jener im Frühjahr bei Lüttich-Bastogne-Lüttich gewesen, meinte er. Boteros Lohn war ein Sprung von Rang elf auf sechs (+3:48), Winokurow verbesserte sich von der 16. an die zwölfte Stelle (+4:47).

Armstrong hochzufrieden

Armstrong gab sich nach der erfolgreichen Verteidigung des Gelben Trikots gelassen: "Winokurow war heute definitiv nicht unsere Sorge. Wir wollten vor allem unser Team zusammenhalten und das Tempo kontrollieren." Der Texaner war mit dem Verlauf der Etappe hochzufrieden: "Wenn die Attacke (von Winokurow/Anmerkung) das Ziel hatte, den Tagessieg zu erringen, wurde die Mission erfüllt. Das Team Discovery zu sprengen, ist nicht gelungen." (APA/red)

Mittwoch-Ergebnisse der 92. Tour de France:
11. Etappe über 173 km von Courchevel nach Briancon:

1. Alexander Winokurow (KAZ/T-Mobile) 4:47,38 Std. - 2. Santiago Botero (COL/Phonak) 0:01 Min. zurück - 3. Christophe Moreau (FRA/Credit Agricole) +1:15 - 4. Bobby Julich (USA/CSC) - 5. Eddy Mazzoleni (ITA/Lampre-Caffita) - 6. Lance Armstrong (USA/Discovery Channel) - 7. Cadel Evans (AUS/Davitamon-Lotto) - 8. Levi Leipheimer (USA/Gerolsteiner) - 9. Mickael Rasmussen (DEN/Rabobank) - 10. Georg Totschnig (AUT/Gerolsteiner) - weiter: 15. Jan Ullrich (GER/T-Mobile) alle gleiche Zeit - weiter: 126. Bernhard Eisel (AUT/FdJeux.com) 39:46 Min. zurück - 131. Peter Wrolich (AUT/Gerolsteiner) gleiche Zeit

Jens Voigt (GER/CSC) überschritt das Zeitlimit, Kim Kirchen (LUX/Fassa Bortolo) gab auf.