Wien - Die EconGas GmbH, die gemeinsame Großkundentochter von OMV, EVN, Wien Energie, OÖ. Ferngas, Linz AG und Begas, forciert nun die Expansion im benachbarten Ausland. Bereits ab Herbst sollen neu gegründete Töchter in Süddeutschland und Norditalien operativ tätig werden.

Auf diesen bisher von Wien aus bearbeiteten Märkten verkaufte EconGas zuletzt 9 Prozent ihres Volumens. Bis Anfang des kommenden Jahrzehnts will man am Großkunden-Gesamtmarkt von 120 Mrd. m3 in Österreich und den Nachbarländern ein Zehntel halten. Gegenüber dem EconGas-Start (5,5 Mrd. m3) wäre dies mehr als eine Verdoppelung.

Wachstum vor allem im Ausland

Bereits im Vorjahr, ihrem zweiten operativen Geschäftsjahr (2004/05), ist EconGas vor allem im Ausland gewachsen. Insgesamt legte der Absatz um 1,8 Prozent auf fast 6,7 (6,6) Mrd. m3 Erdgas zu, wie Geschäftsführer Michael Peisser im Bilanzpressegespräch am Mittwoch sagte.

Dabei sei das Volumen im Inland nur knapp über ein Prozent gewachsen. Wegen des geringen heimischen Wachstums gehe man verstärkt ins Ausland. Zielgruppe sind auch dort Großkunden mit einem Jahresverbrauch ab 500.000 m3.

Das süddeutsche Zielgebiet entspreche einem Markt mit dem fünffachen Erdgasbedarf Österreichs, in Norditalien dem Achtfachen, so Co-Geschäftsführer Udo Raap. Die Mitarbeiterzahl von zuletzt 65 (60) soll entsprechend mitwachsen.

Mittelfristig auch Gas aus dem Iran

Im Sinne ihrer Wachstumsstrategie wird EconGas in Zukunft die Gas-Beschaffung stärker als bisher diversifizieren, sagte der zweite Geschäftsführer Udo Raap am Mittwoch im Bilanzpressegespräch.

Neben Erdgas primär aus Russland und Norwegen sowie heimischer Produktion könnte mittelfristig auch der Iran hinzutreten - wenn wie geplant bis 2011 die 4,6 Mrd. Euro teure, 3.300 km Gasleitung "Nabucco" von der Türkei nach Österreich fertig ist, bei der auch die OMV mitmacht. Der Iran habe nach Russland die zweitgrößten Gasreserven der Welt.

"Die Expansion in Deutschland wird mühevoll", gibt sich Raap keinen Illusionen hin: "Die den Markt besitzen, geben ihn nicht freiwillig her." Dominiert werde der deutsche Markt vor allem durch E.ON Ruhrgas.

Markthemmnisse

Das Nachbarland habe noch nicht alle Markthemmnisse beseitigt, Italien - mit Eni als Platzhirsch - sei hier schon etwas weiter. Allerdings seien die neuen EU-Mitglieder wie etwa Tschechien, Ungarn, die Slowakei und Slowenien noch weiter hinten. Bis 2007 muss der Erdgasmarkt in Europa voll liberalisiert sein.

In Österreich ist der Gasmarkt bereits seit Oktober 2002 völlig geöffnet. Hier spürt EconGas im Großkunden-Segment als Wettbewerber etwa die Steirische Gas und Wärme sowie WinGaz, hinter der zu zwei Drittel Wintershall und zu einem Drittel Gazprom stehen.

Erdgas sei "der" Energieträger der Zukunft, meinte Raap und verwies auf IEA-Zahlen, wonach sich der weltweite Verbrauch innerhalb von 25 Jahren - bis 2030 - verdoppeln wird. Der Anteil am Gesamtenergieverbrauch werde bis dahin von 21 auf 28 Prozent zunehmen.

ie sicheren weltweiten Reserven von 176.000 Mrd. m3 würden bei gleicher Produktion für zirka 65 bis 67 Jahre reichen, so Raap die wahrscheinlich gewinnbaren für weitere 100 Jahre.

Schwierige Preisprognose

Die Gas-Einstandspreise werden den derzeit hohen Ölpreisen mit zeitlicher Verzögerung nachziehen, meinte Co-Geschäftsführer Michael Peisser, doch seien Preisprognosen sehr schwierig. "Wir sind nicht glücklich mit der Preisentwicklung - und hoffen, dass uns das Leid erspart bleibt."

Bei Erdöl sei abgesehen von der stetig steigen Nachfrage auch das spekulative Element preisbildend, heißt es auch im EconGas-Geschäftsbericht: "Neben den arrivierten Marktteilnehmern nutzen immer mehr branchenfremde Unternehmen die volatilen Rohölmärkte zur Optimierung ihrer Veranlagungsstrategien."

Die regionalen Gaspreis-Differenzen seien grundsätzlich weiter gegeben, sagte Peisser. Nach früheren Angaben sind die Gaspreise für Industriekunden in Italien etwas höher als in Österreich, in Deutschland liegen sie sogar rund ein Fünftel darüber.

EconGas erzielte im abgelaufenen Geschäftsjahr 2004/05 (per 31.3.) Umsatzerlöse von 1,129 (1,063) Mrd. Euro, ein Plus von knapp 6 Prozent. Das Ergebnis vor Steuern (EGT) blieb mit 46,5 (46,6) Mio. Euro gleich, der Bilanzgewinn legte jedoch - auch dank der KÖSt-Senkung - um 13 Prozent auf 36,9 (32,7) Mio. Euro zu.

Reserven von 1,3 Milliarden m3

EconGas kann auf Speicherkapazitäten von mehr als 1,3 Mrd. m3 zurückgreifen. Dies ist etwa ein Sechstel des gesamten heimischen Jahresbedarfs oder der österreichische Industrie-Bedarf von drei Monaten. (APA)