Paris - Mit Hoffen und Bangen verfolgen auch europäische
Experten den künftigen Start der US-Raumfähre "Discovery". Mit dem Erfolg des Fluges seien die "Zukunft der bemannten
Raumfahrt und insbesondere die der internationalen Raumstation
verbunden", sagte der Programmchef Bemannte Raumflüge der
Europäischen Raumfahrtagentur ESA, Daniel Sacotte, dem "Figaro".
Die Fähre sei unverzichtbar für die Vollendung der Raumstation.
Bis 2010 werde es aber nicht mehr als vier Flüge pro Jahr geben. Die
Europäer müssten bald entscheiden, ob sie den Amerikanern auf dem Weg
zum Mond folgen oder direkt die Erkundung des Mars angehen wollten.
Gegenmeinung
Der französische Astronaut Patrick Baudry forderte dagegen in der
Zeitung "France Soir" die Einstellung der Shuttle-Flüge und der
Raumstation. Die jahrzehntelangen Projekte brächten keinen Nutzen und
100 Milliarden Dollar (82,2 Mrd. Euro) seien zum Fenster
hinausgeworfen. Die Steuermittel könnten sinnvoller verwendet werden,
sagte Baudry. "Wir müssen zurück auf den Mond und dort eine ständige
Station einrichten." Der Mond sei nur 400.000 Kilometer entfernt und
biete wertvolle Rohstoffe wie Helium-3. Außerdem könne man von seiner
Rückseite aus das Weltall ungestört erforschen.
Auch der frühere NASA-Historiker Prof. Alex Roland kritisierte den
Einsatz der Raumfähre, die fünf Mal so teuer sei wie ursprünglich
geplant. "Man muss die Internationale Raumstation abbauen, die ein
Finanzgrab und praktisch nutzlos ist, oder sie in ein ständig
bewohntes Labor umwandeln", sagte er der Zeitung "Le Parisien".
"Außerdem muss man die Raumfähre aufgeben oder sie unbemannt
einsetzen und einen neuen Typus Raumfahrzeug entwickeln." Eine
US-Kommission sei nach der "Challenger"-Katastrophe zu dem Schluss
gekommen, dass die Raumfähre "zu zerbrechlich und zu teuer" sei, doch
die NASA mache weiter, als sei nichts geschehen. (APA/dpa)