Wien - Das Welterbekomitee der Unesco hat im Rahmen seiner aktuellen Tagung im südafrikanischen Durban das im Frühjahr ausgearbeitete "Wiener Memorandum" sehr begrüßt und ohne Abänderungsvorschläge zur weiteren Behandlung nach Paris weitergegeben, teilt die Rathauskorrespondenz in einer Aussendung mit. Das Dokument fasst die Leitlinien der Wiener Welterbe-Tagung zusammen und beschäftigt sich mit den Auswirkungen zeitgenössischer Entwicklungen auf die gesamte historische Stadtlandschaft.

Kölner Dom aktueller Problemfall

Im Rahmen der aktuellen Tagung, die noch bis Sonntag, 17.7., dauert, wird unter anderem darüber diskutiert, ob die optische Erscheinung des Kölner Doms wegen in der Nähe geplanter Hochhäuser gefährdet ist.

Auch über drei der insgesamt acht österreichischen Objekte auf der prestigeträchtigen Liste wird beraten: Graz, Salzburg (jeweils Altstadt) und Schloss Schönbrunn mussten über den Status quo der Instandhaltung und jüngere Baumaßnahmen Bericht erstatten. Dabei könnte das Komitee Bedenken über den Umgang mit dem Grazer Welterbe aussprechen, sagte Mona Mairitsch, Referentin für Kultur der österreichischen Unesco-Kommission, auf Anfrage. Im Februar habe diesbezüglich in Graz eine Begutachtungsmission der Unesco stattgefunden.

Kandidat Limes-Reste

Außerdem entscheidet das Welterbe-Komitee über rund 50 Neuaufnahme-Anträge, darunter aber keine aus Österreich. Deutschland hofft aus die Aufnahme des antiken römischen Grenzwalls Limes und der Altstadt Heidelbergs. Der rund 550 Kilometer lange Limes ist nach Angaben der Deutschen Limeskommission das größte archäologische Denkmal Europas.

Auch Österreich bereitet die Einreichung des österreichischen Teils des Grenzwalls vor. Zu diesem Zweck wurde bereits 2002 eine Arbeitsgruppe gegründet, der Vertreter von Bund und Ländern angehören. Vorerst wird, so Mairitsch, aber noch daran gearbeitet, den Schutz des Limes in Österreich zu sichern, der auch über privates Gelände verlaufe.

Bereits 1987 wurde der in England gelegene 120 km lange Hadrianswall als nördlichster Teil einer sich durch ganz Europa bis in den Nahen Osten hinziehenden Grenzbefestigung des römischen Reiches in die Welterbeliste eingetragen. Deutschland hat den obergermanisch-raetischen Limes 2003 zur Eintragung eingereicht. Die beiden Länder bilden den ersten Abschnitt einer grenzüberschreitenden Nominierung der römischen Grenzlinien in Europa, an die sich andere europäische Länder mit derartigen Grenzen anschließen können.

Acht Objekte

Österreich ist derzeit mit acht Objekten auf der 754 Eintragungen umfassenden Unesco-Liste vertreten: Zum Welterbe erklärt wurden die Altstädte von Salzburg (1996), Graz (1999) und Wien (2001), Schloss und Park von Schönbrunn (1996), die Semmering-Bahn mit umgebender Landschaft (1998), die Kulturlandschaften Hallstatt-Dachstein / Salzkammergut (1997), Wachau (2000) und der Neusiedlersee (seit 2001, mit Ungarn). (APA)