Wien - Dass Web-Foren gezielt für Kampagnen genutzt werden,
ist für heimische Online-Medien an der Tagesordnung: "Das kennen wir
schon, für uns ist das nichts Neues", sagte Gerlinde Hinterleitner,
Vorstand des Online-"Standard", am Mittwoch im Gespräch mit der APA.
"Immer wieder ist anzunehmen, dass hinter gewissen Postings gezielte
Stimmungsmache steckt", so auch Gerald Heidegger, Chefredakteur von
ORF ON. Und bei der "Kleinen Zeitung" ortet man ebenfalls "gerade in
Wahlkampfzeiten immer wieder verdächtige Einträge", meinte Ute
Rossbacher von der dortigen Online-Redaktion.
Für Heidegger liegt dieser Mechanismus auch in der Natur der
Sache: "Wenn es sich um ein offenes Forum handelt, kann man natürlich
nicht unterscheiden, ob Leute öffentlich oder privat posten. Wenn man
eine Veranstaltung auf einem Platz macht, weiß man auch nicht, ob
dort bestellte Leute stehen. Zu glauben, dass mit Postings und
Leserbriefen die öffentliche Meinung beeinflusst werden kann, findet
Heidegger allerdings "absurd". Weblogs wären seiner Ansicht nach viel
eher dafür geeignet.
"Gehört dazu"
Pro Tag gehen über 4.000 Postings bei derStandard.at ein. Dirty
Campaigning "gehört dazu", weiß Hinterleitner. Immer wieder würden
auch Online-Umfragen manipuliert. Eine Strategie, auf die man auch
bei der Online-"Kleinen" ein Auge hat, wie Rossbacher versichert.
Bleibt die Frage, wann eingegriffen werden muss, weil Grenzen
überschritten werden. Generell bemüht man sich um eine "halbwegs
anständige Diskussion", meint Hinterleitner. "Gegenseitige
Beschimpfungen und Ähnliches löschen wir relativ radikal, wenn es ein
bestimmtes Ausmaß übersteigt." User werden auch verwarnt. Ähnlich die
Vorgangsweise bei der "Kleinen": "Wir behalten uns natürlich vor,
Einträge zu löschen bzw. die entsprechenden User zu verwarnen", so
Rossbacher. Als "äußerste Option" könne auch ein User-Profil gesperrt
werden. Schnell gehandelt wird bei allen Online-Medien, wenn ein
Posting rechtlich relevant werden könnte. Im Hintergrund habe es
bereits Klagen wegen Diffamierungen gegeben, berichtet Heidegger.
"Wenn die Diskussionen sich an rechtliche Grundsätze hält, schreiten
wir nicht ein." (APA)