Rom - Der Vatikan verurteilt die Prostitution als "moderne Form der Sklaverei" und fordert die Bestrafung der Freier. "Soziale Ächtung des Menschenhandels" reiche nicht aus, heißt es im Grundsatzpapier des Päpstlichen Rates für Migranten. Die Freier müssten bestraft werden, wobei eine Geldstrafe nicht genüge.

"Dramatisch angestiegen"

Die "dramatisch angestiegene Prostitution" stelle meist "eine Form brutaler Zwangsarbeit" dar, deren Ausnützung strafrechtliche Folgen haben müsse. "Jeder, der sich an der Versklavung von Frauen in irgendeiner Form beteiligt, muss bestraft werden", forderte der Sekretär des Rats, Monsignor Agostino Marchetto.

Die zunehmende Zahl von Zwangsprostituierten aus Osteuropa und dem Balkan sei das Ergebnis wachsender Nachfrage und habe längst die Ausmaße eines gigantischen Menschenhandels erreicht.

Der Chef der Radikalen Partei, Daniele Capezzone, warf dem Vatikan vor, "die Grenze zwischen Verbrechen und Sünde zu verwischen". Der Präsident der Homosexuellen-Liga und Parlamentarier Franco Grillini meinte, im Vatikan habe man "wohl vergessen, wie lange der Kirchenstaat von der Besteuerung der Freudenhäuser gelebt" habe. Der Justizsprecher der Forza Italia, Gaetano Pecorella, bezeichnete eine Bestrafung der Freier als unrealistisch: "Sollen wir sie etwa körperlich züchtigen?" (mu, DER STANDARD Printausgabe, 13.07.2005)