Paul Dadge, der am 7. Juli sofort zu Hilfe eilte, hätte auch gern gewusst, wer diese Frau war. Geistesgegenwärtig hatte er ihr Gesicht in eine feuchte Maske aus Gel gehüllt. Mit Brandwunden kannte er sich aus, er war bis vor Kurzem Feuerwehrmann. Sonst bekam Dadge nur mit, dass sie nicht heulte, nicht jammerte, kein großes Aufheben machte - und Davinia hieß.
Davinia Turrell, 24, die Frau hinter der Maske, liegt seit den Anschlägen im Londoner Chelsea & Westminster Hospital. Am Freitag hat man sie operiert. Ob Spuren des Anschlags auf Dauer auf ihrer Haut bleiben, weiß man noch nicht. Louise Wells, ihre Schwester, klingt optimistisch: "Sie benimmt sich großartig, jeden Tag gibt es eine Verbesserung, sie hat schon wieder angefangen, Witze zu machen und zu lachen."
Ihr Vater David, bei dem Davinia in Billericay, einer Kleinstadt nordöstlich von London, wohnt, war zuvor mit anderem Tenor zitiert worden: Nein, es gehe seiner Tochter nicht gut, "ich war in der Armee und weiß, was es heißt, eine Explosion mitzumachen". David Turrell trauert um seine Gattin Sharon. Die war im Juni nach langer Leidenszeit an Krebs gestorben.
Davinia war, als die Bombe in ihrem U-Bahn-Zug der Circle Line explodierte, auf dem Weg in eine Londoner Anwaltskanzlei. Erst vor Kurzem hatte sie dort zu arbeiten begonnen, sie wird noch angelernt, soll sich auf Steuerrecht spezialisieren. Einmal Rechtsanwältin zu werden, davon träumte sie schon in der Schule.