London - Die synthetische Droge Speed wirkt bei
Fruchtfliegen ähnlich wie bei Menschen: Die Insekten werden wacher,
unruhig und werben fieberhaft - wenn auch meist erfolglos - um einen
Sexpartner. Das berichten US-Forscher um Ralph Greenspan vom
Neurowissenschaftlichen Institut San Diego (Kalifornien) im
Fachjournal "Current Biology" von diesem Dienstag.
Die Studie veranschauliche eine entscheidende Rolle des
Nervenbotenstoffs Dopamin bei der Regulierung von Schlaf, Wachphasen
und Erregung, schreiben sie.
Das Stimulanz Methamphetamin (Speed) entfaltet seine anregende
Wirkung über Dopamin, das bei zahlreichen Hirnfunktionen eine Rolle
spielt. Greenspan und Kollegen veränderten Fruchtfliegen so, dass ihre Dopaminzellen
abgeschaltet werden konnten. Dann verglichen sie die Wirkung der
synthetischen Droge bei diesen Insekten und bei unveränderten
Fliegen. Die Reaktionen der Tiere legten nahe, dass einfache
Körperfunktionen wie Schlaf und Bewegung direkt von der Dopaminmemge
gesteuert werden, während komplexere Funktionen wie die optische
Wahrnehmung nur bei einem bestimmten Dopaminspiegel optimal
funktionieren.
Das abhängig machende Speed wird nicht nur von manchen
Lastwagenfahrern auf Langstrecken und Studenten für Partynächte
missbraucht, sondern wurde lange medizinisch eingesetzt. Sein Nutzen
zur Behandlung von Aufmerksamkeitsstörungen, Schlafdrang
(Narkolepsie) und Fettsucht gilt aber als begrenzt. In den vierziger
und fünfziger Jahren wurde Methamphetamin zahlreichen japanischen
Industriearbeitern verabreicht, um deren Produktivität zu steigern. (APA/dpa)