Die Urlaubszeit ist da. Und mit ihr ein Leiden, das in den Industrieländern als Leisure-Sickness beschrieben wird. Sie trifft Vielarbeiter, die am Wochenende oder eben im Urlaub endlich einmal zur Ruhe kommen - oder zur Ruhe gezwungen werden. Dann treten meist mehrere Beschwerden gleichzeitig auf: Mattigkeit, Muskelschmerzen, Übelkeit, Bewegungsunfähigkeit, hohe Anfälligkeit für Infekte aller Art. Auch massive kardiologische Probleme sind möglich.

Wer sich Auszeiten nicht mehr gönnt und pausenlos über seine Grenzen geht, kippt also im Urlaub um. Selbst schuld? Die Antwort ist wohl kompliziert.

Einerseits wissen wir, dass laut Gesetzestext niemand verpflichtet ist, jederzeit bedingungslos erreichbar und verfügbar zu sein. Andererseits haben Notebooks und PDAs eine Spirale der Verfügbarkeit ihrer Besitzer erreicht, aus der das Entkommen schwierig ist. Die Erreichbarkeit ist vor allem im Management "part of the game" geworden. Die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit sind längst verschwommen. Und: Laut Umfrage der US-Zeitarbeitsfirma Office Team wünschen sich 86 Prozent der Manager, dass ihre Beschäftigten auch im Urlaub in engem Kontakt mit der Firma bleiben. Flexibel und Multitasking-fähig also auch im Urlaub?

Die gesunde Antwort muss "nein" heißen. Die praktisch zu verwirklichende wird wohl eher "nein, aber" lauten müssen. (DER STANDARD, Printausgabe vom 9./10.7.2005)