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In Rom rechnen die Verantwortlichen mit dem Schlimmsten: Italiens Außenminister Gianfranco Fini vor einem Plan mit den Tatorten in der Londoner City.

Foto: AP/Pier Paolo Cito
Italien hat auf die Anschläge in London mit umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen reagiert. Die Bewachung von 14.000 möglichen Anschlagzielen wurde verstärkt. Vor allem englische und amerikanische Einrichtungen wie Botschaften, Konsulate, Schulen, Fluggesellschaften und Unternehmen wurden unter besonderen Schutz gestellt. "Wir müssen uns bewusst sein, dass wir ein sehr exponiertes Land sind", erklärte Premier Silvio Berlusconi. "Wir unterhalten das drittgrößte Militärkontingent im Irak und sind daher sehr gefährdet."

Am Freitag tauchte auch ein neues Drohschreiben gegen Italien im Internet auf. Darin verurteilt eine angeblich mit der Extremisten-Organisation Al-Kaida in Verbindung stehende Gruppe Italiens Unterstützung der USA und pries die Londoner Anschläge. "Wir warnen Rom, die Hauptstadt der Ungläubigen, dass die Löwen des Jihad in Europa bereit sind, schwere Angriffe gegen die Regierung zu führen, die die amerikanischen Kreuzfahrer, die Feinde Gottes, des Propheten und der Muslime, unterstützt." Die Erklärung wurde im Namen einer kaum bekannten Al-Kaida-Gruppe namens "Jihad auf der arabischen Halbinsel" veröffentlicht, allerdings nicht auf einer der Seiten, die häufig von Muslim-Extremisten für Erklärungen genutzt werden.

Wenige Stunden nach den Anschlägen wurden in den U-Bahnen von Rom, Mailand, Neapel und Genua die Kontrollen verstärkt. Auch das Heer soll eingesetzt werden. In Rom werden Autobusse und Züge von Polizeibeamten in Zivil überwacht. Polizeieinheiten mit Hunden patrouillierten in Flughäfen und Bahnhöfen. Innenminister Antonio Pisanu rief die Menschen zur Besonnenheit auf, nachdem ein technischer Defekt den Zugverkehr am römischen Bahnhof Termini für mehrere Stunden lahm gelegt und zu Attentatsgerüchten geführt hatte.

Italiens EU-Kommissar Franco Frattini forderte eine verstärkte Zusammenarbeit der EU-Staaten bei der Terrorbekämpfung. "Unser oberstes Ziel muss der Austausch von Informationen sein", erklärte Frattini, der auch für den Bereich Sicherheit verantwortlich ist. "Die Geheimdienste gehen mit wichtigen Informationen manchmal zu eifersüchtig um. Doch die Herausforderung des internationalen Terrorismus zwingt alle zu Kooperation", so Frattini.

Neues Infonetz

Ein neues Informationssystem werde bereits in Kürze alle von Geheimdiensten, Polizei und Staatsanwaltschaften zusammengetragenen Informationen in einem neuen Netzwerk vereinen, kündigte der EU-Kommissar an. Indessen war am Freitag noch nicht klar, ob sich unter den Opfern der Londoner Anschläge auch Italiener befinden. (DER STANDARD, Printausgabe, 09./10.07.2005)