In einer von der APA durgeführten Umfrage vor Beginn der Saison 2005/06 äußern sich die zehn Trainern der T-Mobile-Bundesliga-Vereine nach ihren Erwartungen für die kommende Spielzeit. Neo-Großmacht Red Bull Salzburg wurde dabei nicht weniger als neun Mal als Mitfavorit auf den Titel genannt. Cupsieger Austria Magna kam auf sechs Nennungen, Vizemeister Liebherr GAK auf fünf und Meister Rapid auf vier. Auch die Admira wurde ein Mal genannt, mehrfach-Antworten waren möglich. Die Fragen im einzelnen:

1. Wer wird Ihrer Meinung nach Meister 2006, wer sind die gefährlichsten Rivalen?
2. Welche Ziele haben Sie mit Ihrem Verein?
3. Was ist international vom österreichischen Fußball im Herbst auf Team- und Klubebene zu erwarten?
4. Wie sehen Sie allgemein die Entwicklung im heimischen Fußball, ist Österreich mit Blick auf die EM 2008 auf dem richtigen Weg?

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JOSEF HICKERSBERGER (Rapid Wien):

1. Einer aus dem Quartett Austria, Salzburg, GAK und Rapid. Der Einlauf ist offen und hängt auch davon ab, wie lange die Vereine im Europacup sind und ob die Klubs von Verletzungen ihrer Schlüsselspieler verschont bleiben.

2. Wir haben zwei hochgesteckte Ziele: Den Titel erfolgreich verteidigen und die Gruppen-Phase der Champions League erreichen. Wir wissen aber, dass dies vielleicht nicht realistisch ist.

3. Es wird viel von der Auslosung abhängen, ob die Klubs erfolgreich sein werden. Mit den großen Vereinen in Europa können wir vom Geld nicht mithalten, unsere Klubs haben aber in der Vergangenheit gezeigt, dass sie für die eine oder andere Überraschung gut sind. Zum Team: England und Polen sind zwei sehr starke Konkurrenten. Auch wenn ein Aufwärtstrend zu erkennen ist, kann uns für die WM-Qualifikation nur ein Wunder helfen.

4. Es ist ein positives Signal, dass viele Vereine Österreicher, die im Ausland waren, zurückgeholt haben. Es wurden aber auch sehr gute Legionäre verpflichtet, das verspricht eine sehr interessante Meisterschaft mit vielen Zuschauern zu werden.

WALTER SCHACHNER (Liebherr GAK):

1. Salzburg oder Austria, wobei die Salzburger den Vorteil haben, sich nur auf die Meisterschaft konzentrieren zu können. Rapid, GAK und Pasching sind die Rivalen.

2. Unser Ziel ist ein Europacup-Startplatz.

3. Auf Grund unserer Erfahrungen und der Resultate aus der vorigen Saison können die Klubs etwa gleich gut abschneiden. Wenn alles passt, könnte Rapid in die Champions League kommen.

4. Ja, weil die Besten, die von Teamchef Krankl nominiert werden, in guten Vereinen spielen. Bei uns wird kein Ausländer einem Österreicher den Platz verstellen. Wenn der Legionär nicht besser ist, spielt der Österreicher. Das beginnt sich auch in anderen Klubs durchzusetzen.

PETER STÖGER (Austria Magna):

1. Austria, unsere schärfsten Rivalen werden Rapid, GAK und Salzburg sein.

2. Meister, Cupsieger, Erreichen der UEFA-Cup-Gruppenphase und attraktiven Fußball spielen.

3. Fürs ÖFB-Team wird's schwer, da heißt es fest Daumendrücken. Auf Klubebene haben sich GAK, Pasching und Austria vorige Saison schon gut verkauft. Für heuer wünsche ich mir dazu, dass Rapid in die Champions League einzieht.

4. Viele Vereine haben den österreichischen Weg eingeschlagen, das ist gut und sinnvoll. Ich glaube auch, dass die Bundesliga - insgesamt betrachtet - stärker geworden ist.

GEORG ZELLHOFER (FC Superfund Pasching):

1. Einer aus dem Quartett Salzburg, Austria, Rapid und GAK.

2. Wir befinden uns in einem Umbruch, wie wir ihn noch nie erlebt haben. Wir haben sechs, sieben Stammspieler, darunter mit Kirchler, Mayrleb und Jezek, die tragende Rollen spielten, verloren. Ein sicherer Mittelfeldplatz ist ein realistisches Ziel.

3. Ich traue Rapid mit Losglück die Qualifikation für die Champions League sowie Austria und dem GAK eine ähnliche Rolle wie in der vorigen Saison zu. Auch auf Teamebene gibt man die Hoffnung zuletzt auf, doch die Polen werden sich kaum noch eine Blöße geben.

4. Das kann ich jetzt noch nicht sagen. Ich bin überrascht, was sich auf dem Transfermarkt tut. Ob das für die jungen Spieler aber positiv ist, wage ich zu bezweifeln. Die kommende Saison könnte richtungweisend sein.

FRANZ LEDERER (SV Mattersburg):

1. Die Salzburger, wenn sie die richtige Mischung finden. Die schärfsten Rivalen dürften Rapid, Austria und der GAK sein.

2. In der Bundesliga gibt es von den Klubs her eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. Zu den ersten Fünf zählt auch Pasching, der Rest macht sich die weiteren Plätze aus. Unser Ziel ist es, Sechster zu werden.

3. Für das Team hoffe ich, dass das Glück, das in dem einen oder anderen Spiel gefehlt hat, zurückkommt und es die WM-Qualifikation schafft. Für Rapid ist die Champions League-Qualifikation durchaus möglich. Der GAK in Liverpool und die Austria im UEFA-Cup haben bewiesen, dass wir nicht so weit weg sind.

4. Meiner Meinung nach schon und ich hoffe, dass daran festgehalten wird. Rapid verfügt über einige Teamspieler und einige Junge, Austria scheint auch diesen Weg einzuschlagen, der GAK setzt ohnehin wenig Ausländer ein und auch wir halten es so. Die Entwicklung ist ganz in Ordnung.

STANISLAW TSCHERTSCHESSOW (Wacker Tirol):

1. Salzburg kann's packen, Rapid, GAK, Austria und Admira sind weitere Anwärter.

2. Wir hatten viele Änderungen in unserem Kader, müssen uns erst finden, dann werden wir weitersehen. Aber wir wollen besser sein und mehr Punkte holen als heuer.

3. Unser Fußball ist viel besser als viele glauben, wir müssen uns nicht kleiner machen. Ich bin guter Dinge, dass die Vereine wieder gute Figur machen werden. Für das Nationalteam wird die Polen-Partie entscheidend sein. Das Team hat gegen Wales gezeigt, dass es gut Fußball spielen kann. Man muss an sich glauben.

4. Wir bei Wacker kümmern uns um die Jugend, pflegen sie. Ich sage immer, dass eine heimische Armee für das eigene Land immer besser kämpft. Die Liga ist interessant geworden, dazu kommen der Ausbau bzw. Neubauten der Stadien, das alles ist positiv.

MICHAEL PETROVIC (Puntigamer Sturm Graz):

1. Salzburg und GAK sind die Favoriten, Austria, Rapid, Pasching und Admira die schärfsten Rivalen.

2. Wir wollen einen Schritt vorwärts machen. Unser Ziel ist der fünfte Tabellenplatz.

3. Im Vorfeld zur EM 2008 im eigenen Land wäre es gut, wenn unseren Vereinen im Europacup wieder Überraschungen gelingen. Austria und GAK haben es zuletzt bewiesen, dass es möglich ist. Im Fußball ist alles möglich, ich hoffe auch auf eine Überraschung in Polen, Österreich hat eine gute Mannschaft.

4. Ich glaube, wir sind auf gutem Weg: In jüngster Zeit sind viele junge Spieler von den Klubs geholt worden, die Vereine orientieren sich an heimische Spielern. Das ist ein positives Zeichen. Sie werden ihre Chance und bis 2008 auch die notwendige Erfahrung bekommen.

DOMINIK THALHAMMER (Nordea Admira):

1. Red Bull Salzburg ist Favorit, schärfste Rivalen sind Rapid und der GAK.

2. Besser sein als in der vorigen Saison, die wir als Achte beendet haben. Und wenn es gut läuft, wollen wir an einen Europacup-Startplatz anklopfen.

3. Ich bin überzeugt, dass unsere Vereine die Leistungen von 2004/05 im Europacup bestätigen werden. Unsere Meisterschaft wird noch ausgeglichener und hochwertiger sein. Das Nationalteam wird es hingegen schwer haben, sich für die WM zu qualifizieren.

4. Ich sehe eine positive Entwicklung, durch Projekte wie Challenge 2008 ist eine Bewusstseinsänderung eingetreten. Wir werden uns in drei Jahren gut präsentieren.

KURT JARA (Red Bull Salzburg):

1. Rapid, Austria, GAK, Admira und wir haben etwa gleich gute Chancen.

2. Unser erklärtes Ziel ist, 2006 in einem europäischen Bewerb mitzuspielen. Das heißt, unter die ersten Drei kommen.

3. Es wäre schön, würden wir in der WM-Qualifikation Zweiter werden. Das ist schwer, aber im Fußball ist viel möglich. Gegen England haben wir ein 0:2 aufgeholt und gegen Polen trotz der Niederlage mitgehalten. Rapid wünsche ich die Champions League, das wäre für unseren ganzen Fußball gut und brächte wichtige Punkte. Und im UEFA-Cup erwarte ich mir, dass wir zwei Vereine in die Gruppen-Phase bekommen und wir auch noch im Frühjahr vertreten wären. Die Spieler würden internationale Erfahrung sammeln, das käme wiederum unseren Klubs zugute.

4. Im Fußball steigen jetzt Leute ein, von denen man es vorher nicht geglaubt hätte. Das hat auch mit der Heim-EM zu tun. Nach der WM 2006 wird der österreichische Fußball sehr beobachtet werden. Dafür setzen jetzt schon viele Vereine Zeichen. Ich denke, wir sind auf gutem Weg.

HEINZ HOCHHAUSER (SV Josko Ried):

1. Austria, Rapid, GAK oder die Salzburger, wobei Letztere vielleicht die Nase vorne haben werden, weil sie das meiste Geld haben und nachbessern können.

2. Das Wichtigste für den Verein ist nicht abzusteigen. Für mich persönlich darf's ein bisschen mehr sein, ich möchte nichts mit dem Abstieg zu tun haben, ein Rang zwischen sechs und acht wäre ein Traum.

3. Auf Teamebene ist die Chance der Qualifikation wirklich minimal. Sollten wir es schaffen, wäre das ein riesiger Schub. Bei günstiger Auslosung traue ich Rapid die Champions League zu, ansonsten werden wir nichts Großartiges bewegen, die vorige Saison war okay. Mehr tun könnte sich nächstes Jahr, wenn wir wieder zwei Quali-Plätze für die Millionen-Liga haben.

4. Weniger Legionäre begrüße ich, wenn sie nicht viel besser als Österreicher sind, haben sie nichts verloren. Ob wir auf dem richtigen Weg sind, ist noch nicht absehbar, weil ich in den Projekten Erfolge und Leistungssteigerungen noch nicht gesehen habe. Es gibt noch zu viele Bremsblöcke oder Zwangsbeglückungen am Rand, den jungen Spielern wird es zu leicht gemacht, ohne Biss gibt es keine Leistungssteigerung. Ein Erstligist braucht nicht nur sechs, sondern acht, neun junge Spieler. (APA)