Wien - Das überdurchschnittlich starke Wachstum der meisten neuen EU-Mitgliedstaaten wird sich heuer und im nächsten Jahr deutlich verlangsamen. Dennoch wird die Wirtschaftsdynamik der "Neuen" in den nächsten Jahren wenigstens zwei Prozentpunkte über dem Schnitt der "Alten" liegen und der Aufholprozess beim Lebensstandard damit weitergehen. Spitzenreiter dieser Entwicklung wie Slowenien und Tschechien können damit rechnen, bis 2015 bis zu 90 Prozent des österreichischen Bruttoinlandsprodukts zu erwirtschaften.

Das ist das Kernergebnis der aktuellen Wirtschaftsprognose des WIIW (Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche), erklärte WIIW-Leiter Peter Havlik am Donnerstag. Innerhalb des Trends entwickeln sich die einzelnen Länder unterschiedlich: Für die Slowakei wird heuer ein gleich starkes Wachstum (5,5 Prozent BIP) und nächstes Jahr sogar eine leichte Beschleunigung (auf sechs Prozent) erwartet, während Polen nach sieben Prozent im Vorjahr heuer nur auf 2,1 Prozent kommen werde.

Inlandsnachfrage bleibt stark

Während die Inlandsnachfrage - anders als bei den meisten EU-15-Mitgliedern - weiterhin stark ist und das Wachstum der neuen Mitglieder stärkst, fehlt es an Wachstumsimpulsen aus dem Raum der schwachen Altmitglieder und sind die ausländischen Direktinvestitionen rückläufig. Bezeichnenderweise ist das Exportwachstum innerhalb der neuen Mitglieder bzw. mit dem Rest der Welt inzwischen stärker als das Wachstum mit den EU-15. "Aber trotzdem steigen die Exporte, der Außenhandel ist sehr erfolgreich", sagt Havlik, Tschechien erwirtschaftet seit 2004 einen Handelsbilanzüberschuss, und Ungarn, Polen und die Slowakei weisen im Handel mit den EU-15 bereits Überschüsse aus.

"Der EU-Beitritt wurde gut und ohne Überraschungen bewältigt. Es ist ein Erfolg, auch wenn manchmal das Gegenteil behauptet wird", zieht Havlik Bilanz. (Helmut Spudich, DER STANDARD, Print Ausgabe, 08.07.2005)