Wien – "Froh und erleichtert" hatte sich Thomas Drozda, Geschäftsführer des Burgtheaters, am 16. Juni gezeigt. Denn der Aufsichtsrat beschloss die Budgets für die kommenden zwei Saisonen – unter der Voraussetzung, dass die fehlenden Beträge von 2,2 beziehungsweise zwei Millionen Euro von der Bundestheater-Holding ausgeglichen werden. Mit Spannung war daher auf das Ergebnis der Holding-Aufsichtsratssitzung gewartet worden. Doch es gibt keines.

Der Plan von Holdingchef Georg Springer sah vor, den Bilanzgewinn der Staatsoper aus dem Jahr 2003/04 in der Höhe von rund 5,6 Millionen Euro nicht dieser zuzuweisen, sondern zur Abdeckung der Verluste von Burg und Volksoper zu verwenden. Rechtlich gesehen hat Springer sehr wohl das Verfügungsrecht über die Bilanzgewinne der drei Tochtergesellschaften.

Doch Staatsoperndirektor Ioan Holender pochte darauf, dass die von ihm erwirtschafteten Gewinne nur seinem Haus zugute kommen dürften, und betonte, dass ihm dies vom Bundeskanzler Wolfgang Schüssel als Eigentümervertreter zugesichert worden sei. Gegenüber dem STANDARD beklagt Holender, dass die Staatsoper zwar ausgegliedert sei, aber nicht wie ein selbstständiges Unternehmen geführt werden könne. Beispielsweise sei es unmöglich, an die Börse zu gehen. Er kritisiert zudem, dass Volksoper und Burgtheater keine Kredite aufnehmen dürften. Denn wenn dies gestattet wäre, gäbe es nicht die Begehrlichkeiten nach seinen Gewinnen.

Holender würde leihen

Diese sollen, wie man aus der Staatsoper hört, mittlerweile von Springer nach Absprache mit dem Eigentümer zugewiesen worden sein. Auf die Frage, ob er den anderen Bühnen das Geld nicht leihen könne, sagt Holender: "Ja, wenn ich die Rechtssicherheit hätte, dass ich das Geld auch zurückbekomme. Aber die gibt es nicht." Es werde nun geprüft, welche Konsequenzen es habe, wenn die Verluste der Burg und der Volksoper nicht abgedeckt werden.

Doch seitens der Holding wird heftig widersprochen, dass der Bilanzgewinn bereits vorgetragen sei. Dazu bedürfe es eines Gesellschafterbeschlusses der Holding. Wenn diese den Beschluss nicht fällt, muss eine Weisung des Kanzleramtes erfolgen. Und auf diese scheint Holdingchef Georg Springer zu warten.

Der Aufsichtsrat der Holding unterbreitete dem Kanzler aber einen Budgetverteilungsvorschlag, der sehr wohl mit dem Gewinn der Staatsoper operiert. Der Ball liegt nun bei Schüssel bzw. Staatssekretär Franz Morak: Sie können dem Verteilungsschlüssel zustimmen und gegenüber Holender wortbrüchig werden – oder Springer anweisen, die Gewinne der Staatsoper zuzuweisen, was fatale Folgen für die anderen Häuser hätte. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7.7.2005)