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OEOC-Praesident Leo Wallner.

Foto: APA/AP/Punz
Salzburg - Mit 29 (SP, VP und ein parteifreier Mandatar) gegen elf (Bürgerliste, FP und eine Parteifreie) Stimmen hat der Salzburger Gemeinderat am Mittwoch die inzwischen dritte Bewerbung für die Austragung Olympischer Winterspiele beschlossen. Damit hat sich der Gemeinderat über das - nach dem Stadtrecht nicht bindende - Ergebnis zweier Bürgerbefragungen Anfang April hinweggesetzt, bei denen in der Stadt jeweils rund 60 Prozent der Wahlbeteiligten gegen eine neuen Versuch votierten. Im gesamten Bundesland waren hingegen rund 60 Prozent für Olympia.

Nach dem Gemeinderatsbeschluss muss jetzt das Österreichische Olympische Komitee die Kandidatur bis zum 28. Juli offiziell dem IOC übermitteln. Mitte 2006 wird das IOC dann aus den Einreichungen die offiziellen Kandidaten auswählen. Die Entscheidung, wer die Spiele im Winter 2014 veranstaltet, fällt Mitte 2007 in Guatemala.

Ausschlaggebend für Salzburgs neuerlichen Anlauf, sei die Bereitschaft von Land und Bund gewesen, für Verluste solidarisch zu haften. Salzburg trage nur mehr ein Restrisiko von zehn Prozent, die Bewerbung selbst koste der Stadt 900.000 Euro, so Bürgermeister Heinz Schaden in seinem betont emotionslos gehaltenen Statement vor dem Gemeindeparlament. Er spricht von einer "nationalen Bewerbung". Schaden, der die Kandidatur vor allem als Motor für eine neue wirtschaftliche Dynamik an der Salzach sieht, warnt aber vor allzu großer Euphorie: "Wir sind nicht in der Rolle des Favoriten." Mit dem Südkoreanischen Pyeongchang habe man einen "sehr, sehr starken Gegner".

Der Olympische Funke "ist offensichtlich schon vor der Bewerbung erloschen", es herrsche "blanke Tristesse", kommentiert Bürgerlistenklubobmann Helmut Hüttinger diese Einschätzung Schadens. Mit der Forderung angesichts der negativen Ergebnisse bei den Bürgerbefragungen eine verbindliche Volksabstimmung über die Kandidatur abzuhalten, blitzte die Bürgerliste bei Rot und Schwarz erwartungsgemäß ab.

Auch der Vorstoß des freiheitlichen Vorsitzenden des städtischen Kontrollausschusses, Andreas Schöppl, die Ausschussmitglieder von ihrer Verschwiegenheit zu entbinden, um so die Geldflüsse der gescheiterten Bewerbung 2010 transparent zu machen, scheiterte an SP und Volkspartei.

Schöppl, der - wie auch die Bürgerliste - Schaden Missachtung des Bürgerwillens vorwirft, warnt indes vor einem Nebeneffekt der Olympia-Bewerbung. Wie DER STANDARD berichtete, soll das Olympische Dorf am Gelände von Österreichs größter Kaserne, der Schwarzenbergkaserne in Wals-Siezenheim, entstehen. "Das ist die Hintertür für die nächste Kasernenschließung", befürchtet Schöppl. (DER STANDARD, Printausgabe, Donnerstag, 7. Juli 2005, neu)