Teheran/Wien - Das iranische Außenministerium hat laut dpa im Zusammenhang mit Medienvorwürfen gegen den künftigen iranischen Präsidenten Mahmoud Ahmadinejad den österreichischen Botschafter einbestellt. In jüngsten Presseberichten aus Tschechien und Österreich war Ahamadinejad eine Verwicklung in den Mord an einem oppositionellen Kurdenführer in Wien im Jahre 1989 vorgeworfen worden. Neben der dpa meldete auch die Nachrichtenagentur Reuters, dass der Botschafter einbestellt worden sei, um die Haltung der österreichischen Behörden zu erklären. Zu Mittag bestätigte auch das Außenamt in Wien die Einbestellung des Botschafters.

"Zionistische anti-iranische Propaganda"

Der Generaldirektor des Außenministeriums in Teheran, Rahim Pur, warf der Regierung in Wien am Dienstag vor, zionistische anti-iranische Propaganda zu verbreiten und verlangte eine Aufklärung darüber, wie die Berichte zustande kamen. Ahmadinejad selbst hatte die Vorwürfe am Montag zurückgewiesen.

Laut dem Grünen Sicherheitssprecher Peter Pilz hat die Staatsanwaltschaft Wien am Montag Ermittlungen in der Causa der drei im Juli 1989 in Wien-Landstraße ermordeten iranischen Kurden, darunter dem Generalsekretär der Demokratischen Partei Kurdistans/Iran Abdul Rahman Ghassemlou, aufgenommen. Zuvor habe er die Aussage eines nach Frankreich geflüchteten Iraners, zu dem er Kontakt gehabt habe, dem Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) übergeben, sagte Pilz bei einer Pressekonferenz am Dienstag. Diesem Zeugen zufolge soll Ahmadinejad zu einem "Operationskommando" gehört haben, das die Tat ausführte.

Stigelbauer Botschafter im Iran Österreich wird seit 2001 in Teheran durch Botschafter Michael Stigelbauer vertreten.

Stigelbauer hatte im Februar 2003 im Iran für Aufsehen gesorgt, als er Teheran zur Anerkennung Israels aufrief. "Israel ist ein anerkannter souveräner Staat, und wir hoffen, dass unsere iranischen Freunde diese Tatsache zumindest teilweise zur Kenntnis nehmen", sagte der Botschafter laut dpa der iranischen Studenten-Nachrichtenagentur ISNA.

Den Angaben zufolge war es das erste Mal, dass ein westlicher Botschafter die Islamische Republik in solcher Offenheit aufforderte, ihren "Erzfeind" Israel als Staat anzuerkennen.

In den letzten Jahren galten die Beziehungen zwischen Österreich und dem Iran als gut. Im Frühjahr hatte der scheidende iranische Präsident Mohammad Khatami Österreich besucht. Der verstorbene Bundespräsident Thomas Klestil hatte dem Iran 1999 und im Jänner 2004 Staatsbesuche abgestattet. Im Mai 2004 waren Vizekanzler Hubert Gorbach und Kärntens Landeshauptmann Jörg Haider in Teheran von Khatami empfangen worden.

Die Beziehungen zwischen Österreich und dem Iran waren lange Zeit durch die Wiener Kurdenmorde vom Juli 1989 belastet. Der Chef der Kurdischen Demokratischen Partei/Iran, Abdul Rahman Ghassemlou, dessen Stellvertreter und ein in Österreich eingebürgerter Kurde waren in einer Wohnung in Wien ermordet worden. Die Tatverdächtigen hatten ungehindert in den Iran ausreisen können. (APA/dpa/red.)