Einige Opfer der SED-Diktatur hatten sich sogar angekettet, um den Abriss von 1065 Kreuzen an dem Ort, der auch heute noch das Symbol für die deutsch-deutsche Teilung und den Kalten Krieg ist, zu verhindern.
Um die Holzkreuze mit den Namen der Menschen, die an der Berliner Mauer starben, sowie um einen 120 Meter langen Nachbau der selbigen tobt in der deutschen Hauptstadt seit Monaten ein heftiger Streit. Initiiert hat die Gedenkstätte Alexandra Hildebrandt, die umtriebige Chefin des nahe gelegenen "Mauer-Museums". Sie pachtete das Grundstück und errichtete gemeinsam mit der "Arbeitsgemeinschaft 13. August" (der Name erinnert an den Mauerbau am 13. August 1961) den Wald aus Kreuzen. Vielen Touristen gefiel das. Sie kamen in Scharen und waren dankbar, noch ein Futzerl DDR vor die Linse zu bekommen. Andere waren weniger begeistert. So wetterte etwa Berlins Kultursenator Thomas Flierl (PDS) gegen das "Disneyland der Erinnerung".
Vertrag endete 2004
Zunächst setzten die Kritiker auf Zeit. Denn die im westfälischen Hamm angesiedelte Bankgesellschaft, der die betroffenen Grundstücke gehören, hatte der Mahnmal-Initiative ohnehin zum 31. Dezember 2004 gekündigt. Hildebrandt aber ließ die Kreuze auch danach einfach stehen.
Derartige Ignoranz hat sie schon einmal an den Tag gelegt: Zur Erinnerung an den Arbeiteraufstand in der DDR am 17. Juni 1953 ließ sie große schwarz-weiße Fototafeln an der Fassade des Berliner Finanzministeriums installieren – und wollte sie dann nicht mehr abhängen. Auch hier musste das Gericht eine Entscheidung fällen.
Die Räumung des Checkpoint Charlie am Dienstag empfindet sie als "Schande". Gerne würde sie der Welt einen "großen moralischen und historischen Wert erhalten". Aber dafür würde sie 36 Millionen Euro brauchen, um die Grundstücke zu kaufen.
Immerhin wurde im Streit um das Mahnmal eines offenkundig: Berlin hat auch 16 Jahre nach dem Mauerfall keine zentrale Mauer-Gedenkstätte. In der Vorwoche hat der Bundestag einstimmig beschlossen, am Brandenburger Tor eine zu errichten.