Athen im Morgengrauen ist so hässlich wie das erste Krähen der Hähne, das die Frauen Athens zur Akropolis ruft. Dort nämlich will Lysistrata sie zum Liebesstreik aufrufen, damit endlich die Kriege der Männer aufhören mögen. Ein provokantes Erziehungsmittel. Provoziert wurde wirklich an diesem Abend im Reitstall Schloss Petronell . An jener historischen Stätte, an der in der ehemaligen Römersiedlung antikes Theater lebendig wird. Die mal als musikalisches Kabarett, mal als musikalische Revue angekündigte Komödie Lysistrata, eine griechische Koproduktion bei Art Carnuntum , versetzt das Publikum und die beiden Vollblut-Schauspieler Maia Morgenstern (alle weiblichen Rollen) und Vladimir Ivanov (alle männlichen Rollen) in eine Welt zwischen Moderne und Antike, zwischen Lachen und Nachdenklichkeit, zwischen Lust und Frust. Regisseur Michael Cacoyannis hat dabei die klassische Textgrundlage mit frechen und zweideutigen Sprüchen versetzt. Peter Link schrieb darauf quirlige Songs, leichtfüßige Duette und dann wieder schwermütig-sinnliche Balladen. Eleftheria Deko besorgte dabei die Lichtregie. Pianist Alkis Kollias lieferte - distinguiert - das musikalische Klangpolster, auf dem sich die beiden Darsteller nicht nur interpretatorisch räkelten. (henn/DER STANDARD, Printausgabe, 05.07.2005)