Britin, hoch im Kurs: Sarah Lucas bei Thoman, mit Anti-Couch "Donkey Kong Diddle Eye (2000)".

Foto: Schletterer
Sieben Positionen der Gegenwartskunst entern die Selbstverständlichkeiten menschlichen Daseins wie etwa den Kontakt von Sitzfläche mit Sitzfleisch. Das beginnt mit einem Fahrradsattel, der in Martin Kippenbergers "Ich halt' mich verschlossen" halb aus einer Schachtel lugt, und geht weiter bei den beiden umgekippten, ineinander verhakten, lindgrünen Ledersesseln von Erwin Wurm : "Kneel Down and Think about Sigmund Freud, Kneel Down and Think about Ludwig Wittgenstein" stellt zwei ironische Betbänkchen dar.

Das setzt sich fort bei Michael Kienzer. Einmal ganz schlicht, da ist ein Stuhl komplett mit "Fragile"-Klebeband bezogen. Einmal komplexer, wenn in "Marie Christine" die am Möbelstück normalen Holzbeine zum Gegenüber von Rohrprothesen werden und als makabre Einladung zum Gummitwist im Raum stehen.

Ein Gehproblem anderer Art haben die ineinander verschlungenen Wulstextremitäten von Julia Bornefeld, denen nicht nur Gelenke fehlen, sondern auch die Schuhe zu den weißen angeschmutzten Söckchen.

Die hoch gehandelte Britin Sarah Lucas, zum ersten Mal bei Thoman vertreten, stellt "Concrete Boots" auf.

Die können sich durch Material und demonstrativ breitbeinige, selbstbewusste Stellung standfest behaupten, beweglich sind sie nicht. So wenig, wie die massive Fußbekleidung zum Abheben lockt, bietet Lucas' dunkles Sofa Gemütlichkeit: "Donkey Kong Diddle Eye" ist eine abweisende, malträtiert monströse Couch mit Augen. Grrrr! (pen/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5.7.2005)