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Beim Champions Ball mit Venus Williams.

Foto: Reuters/Bucher
London - Als selbst einstige Tennis-Größen nur noch in Superlativen über Roger Federer schwelgten, setzte Boris Becker dem Schweizer das ultimative Ziel für Wimbledon: den Rekord von acht Titeln. 20 Jahre nach dem ersten seiner drei eigenen Triumphe traut Becker dem Basler nach dessen drittem Erfolg zu, die bisherige Bestmarke zu überbieten. Sie wird von Pete Sampras und dem Briten William Renshaw aus der Urzeit des 119 Jahre alten Turniers gehalten. Sampras hatte seine sieben Titel zwischen 1993 und 2000 gewonnen.

"Das beste Match, das ich je gespielt habe"

"Wir haben noch vor fünf Jahren gedacht, der Rekord würde für Jahrhunderte stehen. Sampras war 30, als er das letzte Mal gewann, Federer ist erst 23 und hat noch einige Jahre vor sich", sagte Becker. Federer meinte nur, er habe sich die entsprechende Ausgangsposition geschaffen. Weniger zurückhaltend beurteilte er seine eigene Leistung: "Es war vielleicht das beste Match, das ich je gespielt habe."

Das glatte 6:2,7:6 (4),6:4 über Andy Roddick rangiere noch vor dem Erfolg bei den US Open 2004, als er den Australier Lleyton Hewitt im Finale 6:0, 7:6 (3) 6:0 abfertigte. "Wie in Trance zum Hattrick", befand der "Tages-Anzeiger" aus Zürich. Nach 36 gewonnenen Matches auf Rasen könnte 2006 die Bestmarke von Björn Borg fallen, der 41 Mal nacheinander siegte.

"Immer mehr mit Köpfchen"

Becker erklärte auch, warum Federer Roddick viel überlegener war als vor zwölf Monaten: "Er spielt immer mehr mit Köpfchen." Auch der Weltranglisten-Erste sieht die größten Fortschritte bei seiner Konzentrationsfähigkeit, doch davon ist nach zwei Wochen Wimbledon ebenso wenig übrig geblieben wie von körperlicher Frische.

"Die nächsten beiden Tage kommt viel auf mich zu, da muss ich mich auf allen Vieren durchkämpfen. Sobald ich zur Ruhe komme, krache ich zusammen", sagte Federer. Am Sonntagabend absolvierte er noch einen Empfang der Schweizer Botschaft und das Champions Dinner mit Venus Williams, am Montagabend gab es in seiner Heimatstadt Basel einen Empfang auf dem Marktplatz. Danach will Federer ausspannen und fünf Wochen lang kein Turnier bestreiten.

Auch McEnroe

Die Experten diskutieren derweil, in welche Kategorie er trotz seiner diesjährigen Halbfinal-Niederlagen bei den Australian und French Open seit Sonntag aufgestiegen ist. "Sagenhafter Federer gehört jetzt zu den Unsterblichen", meinte die britische Zeitung "Daily Mail". Der "Guardian" titelte: "Der Unberührbare: Makelloser Federer kann Rekordbücher neu schreiben." John McEnroe schwärmte vom "größten Talent aller Zeiten". Nur noch ein Sieg bei den French Open trenne Federer davon, der beste Spieler der Tennis-Geschichte zu werden, urteilte Martina Navratilova.

Final-Verlierer Roddick meinte dazu: "Damit lehnt man sich nicht zu weit aus dem Fenster. Ich weiß nicht, wie viele Spieler ihn geschlagen hätten." Der Amerikaner reagierte mit respektvollem Witz auf die Übermacht seines Konkurrenten, der als erster Spieler seit 50 Jahren seine ersten fünf Grand-Slam-Finalspiele alle gewann. Dass Federer seine langen Haare abgeschnitten habe, sei noch das Negativste, was sich über ihn sagen lasse, erklärte Roddick. "Ich habe ihm schon mal gesagt: Ich würde dich gern hassen, aber du bist echt nett."(APA/dpa)