Im letzten Moment konnten die Amerikaner mit Senatorin Hillary Clinton ein politisches Ass aus dem Ärmel zaubern, die ehemalige First Lady trifft in Singapur auf Frankreichs Präsident Jacques Chirac, Russlands Minsterpräsident Michail Fradkow sowie die Herren Premierminister Tony Blair (Großbritannien) und José Luis Rodríguez Zapatero (Spanien). Bush darf immerhin per Video zu den IOC-Mitgliedern sprechen. Blair reist noch vor der Entscheidung wieder ab, um als Gastgeber den G-8-Gipfel in Gleneagles eröffnen zu können.
Fünf Metropolen bewerben sich um die Sommerspiele 2012, sie werfen alles in die Waagschale, um das, wie IOC-Präsident Jacques Rogge erwartet, "extrem knappe Rennen" für sich zu entscheiden. Paris, das sich für 1992 und 2008 vergeblich beworben und nun im IOC-Prüfungsbericht am besten abgeschnitten hat, gilt als haushoher Favorit. Auch die Wettanbieter sehen das so, für zehn Euro Einsatz gibt's 11,50 (Intertops) oder gar nur 11 Euro (Betandwin) zurück. Erster Herausforderer ist London mit Quoten von 45:10 und 50:10, gefolgt von Madrid, New York, Moskau.
Die Chancen von Außenseiter Madrid sanken noch, als am 25. Juni in der Nähe der als Olympia-Stadion geplanten Peineta-Arena eine Eta-Bombe explodierte. New York musste nachbessern, nachdem ein politisches Veto des Staates New York den Bau eines Olympiastadions an der West Side Manhattans verhindert hatte. Der neue Plan eines Stadions im Stadtteil Queens muss noch vor der Vollversammlung vom IOC-Exekutivkomitee sanktioniert werden.
Singapur erwartet zur 117. IOC-Session 5000 Gäste, darunter 1200 Journalisten und je 300 offizielle Mitglieder der fünf Bewerberkomitees. Denen gehören traditionell auch sportliche Allzeitgrößen an, New York setzt u. a. auf Muhammad Ali, London auf David Beckham. Singapur bietet 2000 Sicherheitskräfte auf. "Das ist im Sicherheitsbereich eine der größten Operationen in der Geschichte unseres Landes", erklärt Polizei-Chef Aubeck Kam.