Es gibt keinen Plan B, sagt Bob Geldof, der globale Gutmensch-Musikus von "Live 8", "Plan B heißt, wir lassen sie (die Menschen in Afrika) sterben, jeden Abend live im Fernsehen". Plan A hat Tony Blair in der Tasche. So rund 8,5 Milliarden Dollar will der britische Premierminister diese Woche auf dem Tisch der G-8, der sieben führenden Industrienationen und Russlands im schottischen Gleneagles aufhäufen. Wie man das macht? Mit einer weltweiten Solidaritätskampagne der Popstars im Rücken und mit politischer Verve à la Blair. Doch wie immer in den vergangenen Jahren, wenn sich der Chef von "New Labour" ins Zeug gelegt hat, tut man gut daran, seine Rhetorik auszuleuchten.

Den Menschen in den 38 meist verschuldeten Länder der Welt - die Mehrheit ist in Afrika - kann es egal sein, welche Motive den britischen Premier nun antreiben, das Schuldenproblem der so genannten Dritten Welt zu lösen: den Irakkrieg und seine fiktiven Massenvernichtungswaffen vergessen machen, den Eintrag im Geschichtsbuch im Bewusstsein der dritten und erklärtermaßen letzten Amtszeit abzurunden, Führerschaft in Europa zu markieren, wo die Kontinentalmächte Deutschland und Frankreich nun vor sich hinrosten. Gelingt Blair die Entschuldungsoffensive, hat Afrika eine neue Chance.

Kernstück dieses britischen "Marshall-Plans für Afrika", der dem Kontinent auf die Beine helfen soll wie einst dem Nachkriegseuropa, sind Anleihen, die von den G-8-Staaten verkauft werden sollen. Deutschland, den USA, aber auch Frankreich erscheint eine solche langfristige Bindung zur Finanzierung der Entwicklungshilfe unzumutbar. Tatsächlich wird Blair schon lange aus dem Amt sein, wenn die G-8-Staaten ihre Garantien zurückzahlen müssen. Blairs Erfolg lässt sich daran messen, ob er im G-8-Kreis eine dauerhafte Zusage für die Entwicklungshilfe, aber auch für den Abbau der Agrarsubventionen erhält. (DER STANDARD, Printausgabe, 4.7.2005)